Am 20. April 2005 wurde auf dem 9. IIR Kongress für Personalentwicklung, Weiterbildung und HR-Management MUWIT in Berlin der Weiterbildungsaward verliehen. Training aktuell gibt einen Einblick in die Projektkonzepte der Gewinner.
'Eine optimale Weiterbildungsmaßnahme für ein besonders aktuelles Branchenthema.' Mit diesen Worten wurde die Robert Bosch GmbH Bereich Automobilelektronik auf der MUWIT 2005 in Berlin für ihr Weiterbildungsprogramm 'Q-intus' geehrt. Das besonders aktuelle Branchenthema, dem sich Bosch angenommen hat, ist ein bei den meisten Mitarbeitern unbeliebtes: Qualitätsmanagement. Anhand eines innovativen und originellen Konzeptes, so das Jury-Urteil, ist es dem Unternehmen gelungen, seine rund 15.000 Mitarbeiter für das Thema zu gewinnen.
Spielerisch zur Einsicht
Im Zeitraum von Januar bis Juni 2004 nahmen alle Mitarbeiter an insgesamt sechs so genannten Qualitätsstunden teil. Hier wurden sie für Themen wie 'Vermeiden von Störfällen', 'Teamarbeit' und 'Wissensmanagement' sensibilisiert: Mittels spielerischer Elemente, etwa dem Aufführen eines Theaterstückes, sollte Betroffenheit über bestehende Qualitätsdefizite ausgelöst werden. Anschließend waren die Mitarbeiter gefordert, Maßnahmen für eine Qualitätsverbesserung zu entwickeln. Ab Oktober 2004 wurden die Qualitätsstunden dann ohne inhaltliche Vorgaben fortgesetzt: Eigenverantwortlich erkunden die Mitarbeiter nun Qualitätsprobleme im Unternehmen und entwickeln dafür Lösungen.
Die Jury des Weiterbildungsawards zeigte sich nicht nur von der Idee und Durchführung von Q-intus überzeugt, auch das Projekt-Ergebnis beeindruckte: Innerhalb kurzer Zeit wurde die Fehlerquote drastisch - teilweise um 70 Prozent - gesenkt. (vgl. auch ausführlicher Bericht über Q-intus unter www.managerseminare.de/beitrag?urlID=145830).
Mitarbeiter als Trainer einsetzen
Auf Selbstverantwortung und Vernetzung der Mitarbeiter setzt auch das Bildungsforum 'Innovation durch Interaktion' der HVB Direkt GmbH. Für ihr Weiterbildungskonzept ist das Call Center der HypoVereinsbank mit dem zweiten Platz ausgezeichnet worden. Das Besondere des Projekts: Zur Weiterbildung von Quereinsteigern nutzt HVB Direkt die Vorbildung der bereits tätigen Mitarbeiter. So setzt das Unternehmen Mitarbeiter, die ihre Kenntnisse teilen wollen, als Seminarleiter ein. Auf diese Weise können nicht nur kostengünstig neue Kollegen geschult werden. Die Referenten erzielen zudem eine Verbesserung ihrer kommunikativen Fähigkeiten.
Mittels Blended Learning und Open Space zur Führungskultur
Der dritte Platz wurde zwei Mal vergeben: an die Lufthansa Technik AG für das Programm 'More Leadership' und an die Bayer Industrie Services AG für das International Management Programm 'BayWay - Learn to lead'. Bei Letzterem werden Führungskräfte des Chemiekonzerns weltweit per Blended-Learning geschult. Ziel ist es, das Führungsverhalten der Manager zu verbessern und eine gemeinsame Führungskultur im Unternehmen zu etablieren. Hierzu erarbeiten die Führungskräfte u.a. in einem Präsenztraining mit Open-Space-Struktur Schlüsselthemen, um dann in virtuellen Teams Best Practices zu definieren. Zudem erstellen die Teilnehmer so genannte persönliche Action Plans, die den eigenen Lernbedarf in zwei bis drei Bereichen beschreiben. Die Umsetzung des Action Plans erfolgt on the job mit Unterstützung eines Tutors und des Vorgesetzten (vgl. ausführlicher Bericht in managerSeminare 88, Juli 2005).
Trainingstransfer durch Lernpartnerschaften
Bei dem Leadership-Programm der Lufthansa Technik AG indes erfolgt der Transfer der Trainingsmaßnahme für die Führungskräfte neben Zielvereinbarungsgesprächen mit dem Vorgesetzten durch im Seminar erarbeitete Transferchecklisten und mittels Lernpartnerschaften. Das Augenmerk liegt aber nicht nur auf dem Trainingstransfer. Die Einbindung des Managements und des Betriebsrates in das Training setzen einen weiteren Schwerpunkt. Abteilungsleiter nehmen als Co-Trainer an den Seminaren teil, der Betriebsrat bestimmt die Trainerauswahl mit.