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Unternehmensberater sehen goldene Zeiten auf sich zukommen

Deutschlands Berater dürfen sich freuen - wenn man den neuesten Studien glaubt. Die Untersuchungen prognostizieren den Consultants haufenweise neue Aufträge und ein sattes Umsatzplus. Nur an einem wird in der Beraterbranche künftig Mangel herrschen: an qualifiziertem Nachwuchs. Branchenkenner befürchten einen neuen 'War for Talent'.

Gute Mitarbeiter werden in den nächsten Jahren wieder knapp. Der War for Talent, den McKinsey um die Jahrtausendwende schon einmal ausgerufen hatte, ist zurück - und die Berater trifft er als erste: Die Consulting-Unternehmen rechnen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent damit, dass sich der Zugang zum Nachwuchs verengt. 'Aufspüren, Rekrutieren und Halten guter Berater wird deutlich schwieriger', zitiert Thomas Lünendonk aus seiner Studie mit dem Titel 'Zukunft der Management-Beratung in Deutschland', die er Ende Februar 2007 in München vorgestellt hat.

Die Jagd auf die besten Hochschulabgänger wird sich auch deswegen intensivieren, weil die Branche ihr Personal aufstockt - denn das Geschäft wächst weiter. 'Die kommenden Jahre werden von Optimimus getragen', beschreibt Lünendonk die mittelfristigen Aussichten: Die von ihm im Rahmen einer Delphi-Analyse befragten 18 Beratungsunternehmen halten ein deutliches Wachstum in der kommenden Dekade für realistisch.

Consultants erwarten Umsatzplus von elf Prozent

Goldene Zeiten für Unternehmensberater: Zu diesem Schluss kommt auch die Untersuchung 'Facts & Figures zum Beratermarkt 2006/2007', die der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. Ende Februar 2007 in Düsseldorf präsentierte. 950 Beratungsgesellschaften haben ihre Zahlen für die BDU-Studie offen gelegt. Das Ergebnis: Der Umsatz der Consultingbranche stieg im Jahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr um satte 11,4 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. Und der Höhenflug wird weitergehen: Für das laufende Geschäftsjahr erwarten 84 Prozent der befragten Unternehmen eine weitere Verbesserung der Geschäftslage. Sie rechnen mit einem Plus von weiteren elf Prozent.

Besonders positive Aussichten auf Wachstum haben Spezialanbieter - sie haben das Thema Kernkompetenz und Fokussierung für das eigene Geschäft entdeckt und werden für ihre Strategie reichlich belohnt. 'Dieser Typ Beratungsunternehmen gewinnt an Bedeutung', beschreiben die Autoren der Lünendonk-Studie. Beispiele aus der Branche bestätigen ihre Einschätzung. Barkawi & Partner, eine Logistikberatung, wuchs 2006 mit 15 Prozent schneller als die Gesamtbranche und erwirtschaftete etwa 14 Mio. Euro Umsatz.

Noch rosiger sieht die Zukunft für Simon-Kucher aus. Der Dienstleister gehört zu den Weltmarktführern in der Beratung zum Thema Preisstrategie. Mit diesem Fokus ist er einer der Wachstums-Champions der Branche: Für das laufende Jahr planen die Bonner Berater ein Plus von 22 Prozent; für Ende des Jahres wird ein Umsatz von 78 Mio. Euro erwartet. Diese Erfolge zeigen, dass das Konzept der Hidden Champions auch im Beratungsgeschäft funktioniert. 'Wir konzentrieren unser Angebot auf ein Thema - und vermarkten dieses weltweit', beschreibt Prof. Hermann Simon, Chairman von Simon-Kucher, sein Vorgehen.

Inhaltliche Fokussierung zahlt sich aus. Das gilt auch auf dem Trainingsmarkt: Auch hier können Spezialanbieter oftmals schneller als die meisten anderen in der Branche wachsen. Ein Beispiel ist Dale Carnegie Training. Der Dienstleister hat sich auf das Thema der stark interaktiven Trainings in größeren Gruppen mit 20 bis 40 Teilnehmern konzentriert. Die neu gegründete Münchner Niederlassung des weltweit tätigen Unternehmens wächst bereits im zweiten Jahr mit hohen, zweistelligen Prozentraten.

Internationale Präsenz wird wichtiger

Damit die Umsatzkurve weiterhin nach oben zeigt, wird internationale Präsenz wichtiger. Allein im laufenden Jahr werden etwa die Preisberater von Simon-Kucher zu den schon bestehenden elf Auslandsbüros noch weitere fünf aufbauen. Andere mittelgroße Spezialisten folgen diesem Muster und etablieren sich weltweit in der Nische.

Doch nicht nur die Spezialisten müssen den Sprung über die Ländergrenze wagen - auch breit aufgestellte Anbieter können sich die reine Heimatliebe nicht mehr leisten. Die BDU-Studie verdeutlicht: Im Jahr 2005 fielen noch 92 Prozent des Branchenumsatzes auf inländische Projekte. 2006 waren es nur noch 86 Prozent. Die Reaktion der Beratungshäuser: Jede vierte Consultingfirma, die ihren Umsatz bislang ausschließlich im Inland getätigt hat, will ihre Auslandsaktivitäten deutlich ausweiten.

Profitieren dürften die Trainingsanbieter von einem anderen Trend, den die Lünendonk-Studie ausgemacht hat. Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auf Kundenseite professionalisieren ihre Führung. 'Hier ist ein deutlicher Schub zu erkennen', sagen die Studien-Autoren. Der Mittelstand fragt in der kommenden Dekade verstärkt Beratung und auch Trainings nach, weil viele inhabergeführte und kleinere Unternehmen die Qualität ihres Managements verbessern wollen, ihre Prozesse modernisieren und die Organisation transparent machen.

Die Erwartungen an die KMU-Nachfrage zeigen sich auch in Zahlen: 52 Prozent der Beratungsanbieter erwarten mehr Aufträge von Klein- und Mittelständlern, so die Lünendonk-Studie.

Überdies werden Berater wie auch Trainingsanbieter damit rechnen müssen, dass die Kunden beim Einkauf mehr Fragen stellen als bisher. 'Früher hat man im Vorbeigehen noch schnell einen Auftrag hereingeholt. Diese Zeiten sind heute vorbei', beschreibt Karim Barkawi den Wandel. Kunden sind den Dienstleistern gegenüber kritischer und machen sich über die Besonderheiten der Branche schlau.

Die Akquise wird aufwändiger

'Die Kunden verfügen im Jahr 2016 über wesentlich bessere Kenntnisse des Beratungsmarktes', lautete eine Aussage, die die befragten Berater für 77 Prozent für wahrscheinlich hielten. Die Erwartung: Immer mehr Unternehmen werden Spezialisten mit dem Einkauf von Consulting-Leistungen betrauen - und diese lassen sich nicht allein mit ein paar schönen Folien überzeugen. Die Folge: 'Der Kunde des Jahres 2016 wird seine Zulieferer mit einem ausgefeilten Katalog von Auswahlkriterien prüfen', meint Thomas Lünendonk.
Autor(en): (Axel Gloger)
Quelle: Training aktuell 04/07, April 2007
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