In diesem Jahr feiert der BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberater seinen 50. Geburtstag. Training aktuell hat das Jubiläum zum Anlass genommen, mit dem BDU-Präsidenten Rémi Redley über die aktuelle Situation und die künftigen Herausforderungen der Beraterzunft in Deutschland zu sprechen.
Der BDU wurde vor 50 Jahren gegründet. Wie hat sich der Beraterberuf seit damals gewandelt?
Rémi Redley: Der Beruf unterliegt einem dauernden Wandel. Da sich die Wirtschaft ständig verändert und niemals beim Status quo stehen bleibt, müssen sich die Unternehmensberater immer auf neue Situationen einstellen. Nehmen Sie z.B. den Rating-Advisor: Mit den Vorgaben und Kreditrichtlinien Basel II ist neuer Beratungsbedarf entstanden. Daraus hat sich ein Beratertyp etabliert, den es vor einigen Jahren noch gar nicht gab.
Welches ist die größte Herausforderung, vor der Berater derzeit stehen?
R. Redley: In der Bundesrepublik besteht eine große Herausforderung darin, die Wirtschaft überhaupt wieder wettbewerbsfähig zu machen. In der Vergangenheit ist Einiges auf die lange Bank geschoben worden. Unternehmen haben auf Grund von Sparmaßnahmen Projekte zurückgestellt. Wir Berater müssen sehen, dass diese Unternehmen den Anschluss wiederfinden.
Was muss passieren, damit die Deutschen im globalen Wettbewerb wieder mitspielen?
R. Redley: Wir müssen in allen Bereichen flexibler werden, dürfen nicht festhalten an alten Regeln, auch wenn das weh tut. Das trifft auf den einzelnen Bürger zu, auf die Firmen sowie auf die gesamte Volkswirtschaft. In diesem Zusammenhang spielen Berater eine wichtige Rolle: Sie müssen helfen, dieser Herausforderung Herr zu werden.
Was bedeutet das genau für die Tätigkeit der Berater?
R. Redley: Gute Berater müssen in der Lage sein, ein Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Zudem wird von den Beratern eine mög-lichst ergebnisoffene Prüfung der Verhältnisse in den Unternehmen und eine flexible Denkweise erwartet. Denn als Berater muss ich mich heute mit Dingen auseinander setzen, die morgen anders geregelt werden. Denken Sie an all die Veränderungsbestrebungen, die sich dadurch ergeben, dass der Staat nicht mehr in der Lage ist, Geld in dem Maße auszuschütten, wie er es bisher getan hat. Also muss die Gesellschaft mit weniger Geld auskommen oder neue Ideen entfalten, um auf andere Weise Geld zu verdienen.
Was unternimmt der BDU, um seine Mitglieder zu unterstützen, sich für die anstehenden Aufgaben zu wappnen?
R. Redley: Wir können Themen zur Sprache bringen sowie konkrete Unterstützung durch Weiterbildung und Qualifikation geben und dafür sorgen, dass die Qualität in der Beratung weiterhin von unseren Mitgliedern hoch gehalten wird.
Apropos Qualität der Beratung: Um das Image der Unternehmensberatung ist es ja derzeit nicht zum Besten bestellt. Anfang des Jahres kam der Vorwurf auf, das Beratungsvolumen für die Bundesagentur für Arbeit sei eine Verschwendung öffentlicher Gelder gewesen.
R. Redley: Sicherlich hat das Image der Unternehmensberatung durch diese Diskussion Schaden genommen. Die Diskussion wurde allerdings durch die politische Seite aus reinem Kalkül angestoßen. Gezielt wurde kolportiert, die Berater hätten den Beratungsbedarf selbst geschaffen. Damit wurde bewusst in Kauf genommen, dass eine ganze Branche in Verruf gerät. Tatsächlich haben alle Regierungen der Vergangenheit durch ihre Reformträgheit dazu beigetragen, dass der jetzige Beratungsbedarf so enorm ist. Unsere Klienten in Industrie und Wirtschaft haben dieses durchsichtige Spiel übrigens sofort durchschaut. Doch wie dem auch sei, fest steht: Das Beraterimage hat gelitten, und unsere Aufgabe als Verband wird es sein, es wieder herzustellen.