Das Bewußtsein um die Bedeutung der Weiterbildung steigt in einer Zeit, in der auch der Kostendruck auf die Unternehmen wächst. Dies belegt eine im Oktober 1997 veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Gleichzeitig geht aus der Befragung von rund 1.400 Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Dienstleistung sowie Land- und Forstwirtschaft hervor, wie die beiden auf den ersten Blick schwer zu vereinbarenden Entwicklungen im Jahr 1995 unter einen Hut gebracht wurden.
Der höhere Stellenwert der betrieblichen Weiterbildung läßt sich in erster Linie aus den gestiegenen Teilnehmerzahlen folgern: Im Jahr 1995 nahmen von 1.000 Beschäftigten 754 an mindestens einer Weiterbildungsmaßnahme teil, die Studie im Jahr 1992 zählte dagegen nur 666 Fortbildungskandidaten pro 1.000 Mitarbeiter.
Dennoch sind die durchschnittlichen Kosten gesunken: Pro Mitarbeiter lagen die Ausgaben um circa 250 Mark niedriger als drei Jahre zuvor. Insgesamt haben die Unternehmen im Jahr 1995 mit rund 34 Milliarden Mark sieben Prozent weniger für die betriebliche Weiterbildung ausgegeben als in 1992. Ein Grund dafür ist in der Dauer der Fortbildungen zu suchen: Betrug der Zeitaufwand pro Teilnehmer 1992 noch rund 30 Stunden, blieben die Mitarbeiter drei Jahre später nur noch 18,5 Stunden fortbildungsbedingt dem Arbeitsplatz fern. Rund 22 Prozent der Teilnehmerstunden fielen in die Freizeit.
Im Mittelpunkt der betrieblichen Bildung stand das Lernen am Arbeitsplatz mit Schulungen durch Vorgesetzte, Trainer oder Kollegen. Diese Form wird von 91,4 Prozent der befragten Unternehmen regelmäßig eingesetzt. An zweiter Stelle steht das selbstgesteuerte Lernen (87 Prozent). Am häufigsten wird hierbei das Studium von Fachliteratur genannt. Das Lernen mit neuen Medien hat 1995 den Durchbruch noch nicht geschafft: Nur neun Prozent der Unternehmen setzten CBTs oder Multimediaprogramme regelmäßig zur Qualifizierung ihrer Mitarbeiter ein.
Im Jahr 1996 - zum Zeitpunkt der Befragung - sahen die Unternehmen auch für die Zukunft einen Trend zu günstigen und effizienten Lernformen voraus: Mit 51 Prozent erwarteten die meisten Unternehmen einen Zuwachs beim Lernen in der Arbeitssituation. 43 Prozent stuften das Entwicklungspotential beim selbstgesteuerten Lernen am höchsten ein.
Bei den Lehrveranstaltungen geht der Trend nach Einschätzung der Unternehmen in Richtung interne Weiterbildungsmaßnahmen (41 Prozent). Dagegen sahen nur 27 Prozent der vom IW befragten Firmen zusätzliche Chancen für externe Bildungsanbieter. Letztere müßten sich daher, so die Autoren der Studie, noch stärker als bisher um arbeitsplatznahe Leistungen wie Coaching oder Moderation sowie um die Entwicklung von Selbstlernmaterialien und firmenspezifischen Seminaren bemühen.
Eine Zusammenfassung der Studie ist für 3,80 Mark erhältlich beim