Der Wandel des PC vom bloßen Arbeitsmittel zum strategischen Vertriebsinstrument, starker Veränderungsdruck in Organisationen und die daraus resultierende extreme Belastung der einzelnen Führungskräfte - diese Entwicklungen prägen maßgeblich die Inhalte der Weiterbildung. So zumindest äußerten sich insgesamt 610 Weiterbildungsanbieter und 113 Unternehmen, die an der jährlichen Trendanalyse des Bonner Verlages managerSeminare mitgewirkt haben. Unter 20 Themenbereichen sollten sie maximal fünf ankreuzen, die nach ihrer Einschätzung gegenwärtig von größter Bedeutung sind, und ebenso maximal fünf Themen, die zukünftig den Weiterbildungsmarkt prägen werden.
Wurden für die Trendanalyse 2000 die 20 Themenbereiche auch neu formuliert, so hat sich an den Top-Themen gegenüber den Vorjahren tendenziell wenig geändert. Mitarbeiterführung, IT/Neue Medien sowie Verkauf/Marketing stehen an der Spitze der Weiterbildungsmaßnahmen. Eine gravierende Veränderung gibt es jedoch: Sowohl Unternehmen als auch Bildungsanbieter messen dem Bereich IT/Neue Medien für die Zukunft eine wachsende Bedeutung bei. Die teilweise immensen Wissenslücken in Sachen Internet und E-Commerce sind offenbar gerade jenen Chefetagen und Bildungsabteilungen der Unternehmen bewusst geworden, die EDV-Schulungen in den zurückliegenden Befragungen stets als Thema mit stark abnehmender Bedeutung betrachteten - und dementsprechend vernachlässigten.
Auch für die Trainer zieht das Thema IT/Neue Medien mindestens ebenso viel Lehr- wie eigenen Lernbedarf nach sich. 'Der Anteil der Neuen Medien und deren Integration in die Weiterbildung hat enorm zugenommen', beschreibt ein befragter Bildungsanbieter die tief greifende Veränderung der eigenen Arbeit. Große Unternehmen forcieren Web-Based-Training und Teletutoring. Um den Computer als effizientes Lernmedium nutzen zu können, ist Medienkompetenz erforderlich. Kurz: Auch Trainer müssen häufig noch lernen, wie sich PC und Intranet zum effektiven Lernen einsetzen lassen.
Individuelle Maßnahmen bevorzugt
Auffällig viele Bildungsanbieter machen die Beobachtung, dass der äußere Veränderungsdruck die Weiterbildungsinhalte der Unternehmen bestimmt. Einen stark ansteigenden Coaching-Bedarf hat ein Trainer auf Grund der wachsenden Unsicherheit von Führungskräften in ihrem Rollenverständnis ausgemacht. Von 'zunehmender Sensibilität für Coaching und das intensive, individuelle Training' bei den Auftraggebern berichtet ein anderer. Die Zahlen der Trendanalyse geben ihnen Recht. Hinsichtlich seiner zukünftigen Bedeutung wird Coaching von Unternehmen wie Bildungsanbietern gleichermaßen als Top-Thema bewertet. Da verwundert es nicht, dass auch andere 'weiche Themen' wie Persönlichkeitsentwicklung, Konflikt- und Stressmanagement noch stärker an Gewicht gewinnen. Einig sind sich Anbieter und Nachfrager zudem bei der stark zunehmenden Bedeutung des Themas Organisationsentwicklung. Teams als flexible und schlagkräftige Organisationseinheit sowie die Frage, wie man diese bildet und führt, zählen ebenfalls zu den Schlüsselthemen der Weiterbildung.
Doch gibt es auch Themenbereiche, die von Bildungsanbietern und Unternehmen recht unterschiedlich eingeschätzt werden. Im Zuge von Fusionen und Globalisierung liegt der hohe Bedarf der Unternehmen an Sprachunterricht und Interkulturellem Training eigentlich auf der Hand. Zwar erkennen die Seminaranbieter die hohe zukünftige Bedeutung des Themas, im aktuellen Weiterbildungsgeschehen jedoch gestehen sie ihm lediglich eine Nebenrolle zu. Die gegenwärtige Einschätzung ist schon deshalb verwunderlich, weil Unternehmen derartige Maßnahmen überdurchschnittlich häufig an externe Bildungsanbieter vergeben. Überwiegend intern werden lediglich Maßnahmen abgewickelt, die unmittelbar mit der Kultur und Organisation des Unternehmens verbunden sind.
Ein Thema als wichtig zu erachten ist eine Sache, den Mitarbeitern entsprechende Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, bisweilen eine andere. Auch hierzu befragten wir die Bildungsverantwortlichen in Unternehmen. Vom arbeitsplatzrelevanten Nutzen der Bereiche Mitarbeiterführung, Präsentieren/Moderieren sowie IT/Neue Medien sind beinahe alle befragten Unternehmen überzeugt und bieten ihren Mitarbeitern entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen an. Selten fehlen auch die Themen Zeit-, Qualitäts- und Projektmanagement. Dies dürfte nicht nur auf einen überdurchschnittlich hohen Bildungsbedarf unter den Mitarbeitern zurückzuführen sein. Hier steht der unmittelbare Nutzen für das Unternehmen außer Zweifel: Schnelle Transfererfolge lassen sich verhältnismäßig leicht eruieren.
Weitere Ergebnisse im Jahrbuch 'Seminare 2001', ISBN 3-931488-01-2, 98 Mark, managerSeminare, Bonn