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Trendanalyse 99: Der harte Kampf um den Schulungskuchen

Immer weniger Arbeitszeit verbringen Trainer und Weiterbildner im Seminarraum. Dies zumindest legen die Ergebnisse der Umfrage unter 632 Weiterbildungsanbietern und 124 Unternehmen nahe, die der Verlag managerSeminare im Juli 1999 durchgeführt hat. Zwar ist die unmittelbare Schulung mit knapp 38 Prozent des Arbeitsvolumens immer noch der größte Brocken, der Aufwand für begleitende Tätigkeiten wächst jedoch stetig - allen voran der Anteil für Akquisition und Marketing. Er verschlingt nach der Schulung mit knapp 16 Prozent die meiste Zeit. 'Vor ca. drei Jahren kamen die Aufträge noch von selbst, jetzt muß ich aktiv in die Akquisition einsteigen', beschreibt ein Trainer die Marktsituation.
Doch nicht nur die Einzelkämpfer müssen verstärkt um Kundschaft buhlen. So stecken die großen Seminaranbieter mit über 25 Mitarbeitern im Durchschnitt ein Fünftel ihrer Man-Power in Marketingmaßnahmen und Akquisition. Und fast jeder zehnte Anbieter opfert mehr als ein Drittel seiner Arbeitszeit dem Bemühen um neue Aufträge.

Konventionelle Zusammenarbeit bevorzugt

Für die Konzeption von Trainingsmaßnahmen liegt der zeitliche Aufwand durchschnittlich bei gut 15 Prozent, dicht gefolgt von der Beratung in allgemeinen Fragen der Personal- und Organisationsentwicklung. Die Erstellung von Lernmedien und Trainingsunterlagen nimmt mit zehn Prozent deutlich weniger Zeit in Anspruch.
Schlusslicht bildet weiterhin die Evaluation mit lediglich knapp sieben Prozent (siehe Abb.). Über die Evaluation wird viel und intensiv diskutiert, Zweifel an ihrer Notwendigkeit bestehen hingegen kaum. Und dennoch: In der Praxis des Weiterbildungsalltags sind allenfalls zaghafte Ansätze zu finden, mit der Evaluation tatsächlich Ernst zu machen. Unter den 632 befragten Trainern und Seminaranbietern fanden sich lediglich zwei (!), die sich auf dieses Thema spezialisiert haben und das Gros ihrer Arbeitszeit darauf verwenden. Rund ein Viertel der Seminaranbieter geben dagegen an, dass die Evaluation bei ihrer Arbeit keinerlei Rolle spielt - und dementsprechend auch keine Arbeitszeit beansprucht.
Umgekehrt greifen 92 Prozent der Unternehmen für die Evaluation selten oder nie auf externe Trainer zurück (siehe Abb. rechts). Ob sie dies nicht wollen, weil sie den Bildungsanbietern keine objektive Bewertung zutrauen, oder es nicht können, weil es unternehmensintern an entsprechender Kompetenz mangelt, muss dabei offen bleiben. Immerhin: Der Anteil der Unternehmen, die für die Evaluation nie externe Hilfe in Anspruch nehmen, ist in den vergangenen drei Jahren deutlich zurückgegangen. Man zeigt sich also etwas aufgeschlossener und zieht zumindest gelegentlich Know-how von außen zu Rate.
Lieber halten es die Unternehmen jedoch mit dem Adenauer-Slogan 'Keine Experimente!' und setzen auf gewohnte Formen der Zusammenarbeit. Und das ist die originäre Schulung. 70 Prozent kaufen regelmäßig oder häufig diese Leistung ein. Deutlich zurückhaltender ist die Inanspruchnahme externer Weiterbildungsanbieter bei der Beratung in allgemeinen Fragen der Personal- und Organisationsentwicklung, des Coachings etc. 35 Prozent tun dies regelmäßig oder häufig, 51 Prozent selten, 14 Prozent nie. Auch die Konzeption ihrer Weiterbildungsmaßnahmen wickeln Unternehmen weiterhin lieber inhouse ab: Wie im Vorjahr gaben 28 Prozent an, regelmäßig oder häufig freie Trainer für dieses Aufgabengebiet heranzuziehen. Unternehmen nutzen die Kompetenz und die Erfahrungen externer Trainer in diesen Bereichen häufig, um unternehmensintern entsprechendes Know-how aufzubauen. Noch seltener werden Trainer von Unternehmen zum Erstellen von Lernmedien herangezogen. Lediglich knapp 21 Prozent tun dies regelmäßig oder häufig. Damit erweist sich das Nachfrageverhalten der Unternehmen als erstaunlich stabil

Schulungsfreudige Dienstleistungsbranche

So blieben auch in 1998 die Weiterbildungsaktivitäten der Unternehmen auf einem hohen Niveau. Rund 39 Prozent erhöhten ihre Seminartage, lediglich knapp elf Prozent reduzierten sie, bei der Hälfte blieben sie unverändert. Die Abweichungen gegenüber dem Vorjahr sind damit marginal. Deutliche Verschiebungen gibt es hingegen innerhalb der einzelnen Branchen. Allen voran aktivieren die Dienstleister wieder ihre Weiterbildungsbemühungen, nachdem sie sich in 1997 deutlich zurückhaltender gezeigt haben. 43 Prozent verzeichneten in 1998 nunmehr eine deutliche Zunahme ihrer Seminartage - eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von über 17 Prozent. Bei Industrie und Handel ist der entgegengesetzte Trend zu beobachten: Nachdem sich hier die Zahl der Seminartage in 1997 überdurchschnittlich erhöht hatte, verlangsamte sich diese Entwicklung in 1998 deutlich. 41 Prozent der Industriebetriebe erhöhten ihre Seminartage, das sind 14 Prozent weniger als im Jahr 1997. Noch drastischer fällt der Rückgang beim Handel aus: Zwar steigerten rund 37 Prozent in 1998 ihre Seminartage, im Jahr davor waren es jedoch noch über 64 Prozent der Unternehmen.
Ein bis zwei Tage pro Mitarbeiter und Jahr scheinen in jedem zweiten Unternehmen die Richtschnur für Investitionen in Fort- und Weiterbildung zu sein. Immerhin in jedem fünften Unternehmen kommen Mitarbeiter jährlich für vier und mehr Tage in den Genuss von Weiterbildungsmaßnahmen (siehe Abb. links). In der Dienstleistungsbranche werden sogar 27 Prozent der Mitarbeiter vier und mehr Tage für Schulung und Weiterbildung freigestellt.
Der Trend zu Inhouse-Veranstaltungen hat sich in 1998 noch weiter verstärkt. Über 40 Prozent der Unternehmen konstatieren einen Rückgang offener Seminarveranstaltungen zugunsten firmeninterner Maßnahmen. Gehört der 'Hausbesuch' für Ärzte inzwischen zur Ausnahme, so ist er für Trainer längst die Regel. Ein großes Angebot erhöht eben die Ansprüche der Kundschaft.
Autor(en): (jgr)
Quelle: Training aktuell 01/00, Januar 2000
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