Das Geschäft für Trainer und Bildungsanbieter bleibt schwierig. War für sie das Jahr 2003 schon mehr als mäßig, beklagen 43 Prozent für 2004 eine weitere Verschlechterung der Auftragslage. Jeder dritte Trainer musste seine Honorarsätze senken. Für viele ist die Schmerzgrenze längst überschritten, kostendeckendes Arbeiten kaum mehr möglich.
'Kein Wachstum - keine Weiterbildung.' Auf diese simple Formel lässt sich die gegenwärtige Geschäftspolitik zahlreicher Unternehmen in Sachen Weiterbildungsinvestitionen bringen. Das prägnante Statement kommt von einem Personalentwickler, der sich an der jährlichen Trendanalyse des Verlages managerSeminare beteiligte. Insgesamt 430 Trainer und Bildungsinstitute sowie 107 Weiterbildungsverantwortliche aus Unternehmen äußerten sich im Juli 2004 zum aktuellen Geschehen auf dem Markt. Die Branche durchlebt nunmehr das dritte Jahr der Stagnation und hofft - wie so viele - auf den Silberstreif am Horizont.
Noch allerdings ist die Zurückhaltung der potenziellen Auftraggeber allgegenwärtig. 43 Prozent der Bildungsanbieter verzeichnen für 2004 eine gegenüber dem Vorjahr rückläufige Auftragslage, lediglich knapp 35 Prozent können sich über vollere Auftragsbücher freuen. Immerhin: Gegenüber 2003 hat sich die Situation damit um ein paar Prozentpunkte gebessert, ein Stimmungsumschwung sieht allerdings anders aus.
Prekäre Auftragslage der großen Institute
Je nach Institutsgröße differieren die Zahlen deutlich. Einzeltrainer kommen noch relativ gut über die Runden, mehr als die Hälfte können auf ein wachsendes oder zumindest gleich bleibendes Auftragsvolumen hinweisen. Kleine Trainerteams mit drei bis fünf Mitarbeitern dürfen sich sogar über eine überdurchschnittliche Entwicklung der Auftragszahlen freuen. Mit der Größe des Bildungsanbieters wächst jedoch der Anteil derer, die mit rückläufigen Aufträgen und sinkenden Umsätzen zu kämpfen haben. Sie trifft neben der schleppenden Konjunktur vor allem die veränderte Ausschreibungspraxis der Arbeitsämter: Der Milliarden Euro schwere Markt der öffentlich geförderten Weiterbildung ist praktisch weggebrochen.
Zudem unterliegen offene Seminare - ein wesentliches Standbein gerade der großen Bildungsanbieter - einem massiven Preisverfall. Einmal in Gang gesetzt, ist die Preisspirale nach unten offenbar kaum mehr zu stoppen. Der Preisdruck geht dabei nicht nur von den Auftraggebern aus, sondern auch von den Neueinsteigern im Trainingsmarkt, die mit Kampfpreisen Aufträge an Land zu ziehen versuchen. Als 'vernichtend' erlebt ein befragter Trainer den gegenwärtigen Preiskampf, als 'Tagessatzpoker' beschreibt ein anderer die vorherrschende Verhandlungssituation mit potenziellen Auftraggebern.
37 Prozent der Trainer und Weiterbildungsanbieter mussten ihre Honorarsätze in 2004 senken. Nur noch jeder zehnte Trainer gibt hingegen an, höhere Honorarsätze mit seinen Auftraggebern aushandeln zu können. Gegenüber der Befragung im Juli 2003 hat sich an diesen Anteilen kaum etwas verändert - was auch heißt: Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Verständlich aus Sicht der Auftraggeber: Die wollen für ihr häufig zusammengestrichenes Budget natürlich ein Maximum an Weiterbildung einkaufen - und das am liebsten zu Festpreisen. So werden Fahrt- und Übernachtungskosten nicht mehr selbstverständlich übernommen oder allenfalls über eine Pauschale abgegolten.
Keine Zeit für den Lerntransfer
Auch in anderer Hinsicht erleben viele Trainer, dass sie derzeit am kürzeren Hebel sitzen. Die in vielen Unternehmen anzutreffende Planungsunsicherheit wird rigoros weitergegeben. 'Die Kunden halten ihre Zusagen nicht mehr ein', klagt ein befragter Trainer. Flexibilität beschreibt da nur unzureichend, was es im Traineralltag heißt, die stetig wechselnden Termine mehrerer Kunden unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig das existenzsichernde Auftragsvolumen an Trainingstagen zu akquirieren.
Die wirtschaftliche Flaute verstärkt zudem einen seit Jahren anhaltenden Trend: Die Trainingstage pro Auftrag gehen zurück, die eigentlichen Schulungszeiten werden immer kürzer. In Zahlen liest sich das so: Fast die Hälfte der Seminaranbieter gibt an, dass sich die Dauer von Seminaren und Workshops im Vergleich zum Vorjahr weiter verkürzt hat, lediglich etwas mehr als drei Prozent stellen noch eine Erhöhung fest. Für Trainer und Bildungsanbieter prekär: Der administrative Aufwand pro Maßnahme bleibt derselbe, die entsprechend höheren Kosten lassen sich gegenwärtig allerdings kaum auf den Auftraggeber abwälzen. Noch schwerer dürfte für sie jedoch wiegen, dass Erfolg und Nachhaltigkeit ihrer Arbeit massiv leiden. 'Es wird sich immer weniger Zeit genommen, die Seminarinhalte in den Alltag zu integrieren', beobachtet ein Trainer. Der viel beschworene Lerntransfer bliebe vielfach bloßes Lippenbekenntnis.
Vor dem Diktat der Effizienz muss offensichtlich auch die Effektivität von Weiterbildung zurückstecken. Jedes dritte durchgeführte Seminar dauert inzwischen lediglich einen Tag oder ist noch kürzer. Inwieweit innerhalb eines oder gar eines halben Tages neue Lerninhalte unter aktiver Mitwirkung der Teilnehmer anwendungssicher vermittelt werden können, ist da schon fast eine rhetorische Frage.