Reflexion

Trainingsspitze
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Message statt Plattitüde

Ein Großteil der Vorträge, die gehalten werden, endet mit der immer gleichen Floskel: „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“ Rhetorik-Experte Peter Daiser geht das gegen den Strich. Denn so verschenken Vortragende nicht nur die Chance, ihre Kernbotschaft am Ende noch einmal zu verankern, sondern diskreditieren auch indirekt ihre Leistung.

Die grauenhafte Floskel „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ hat sich in unserer Vortragslandschaft zu einem Quasi-Standard am Ende von Präsentationen etabliert – egal, ob sie offline oder online gehalten werden. Die ubiquitäre Verwendung dieser Floskel war mir ehrlich gesagt immer schon ein Rätsel. Wieso sollte meine Präsentation auf die gleiche Art und Weise enden wie die meisten anderen? Ich habe andere Ziele, Inhalte und Botschaften – da kann mein Vortrag doch nicht das gleiche Ende haben.

Plattitüden-Poker olé

Darüber hinaus ist der Schluss einer Präsentation die Phase, in der wir nochmals unsere Kernbotschaft(en) beim Publikum verankern. Unsere abschließende Message kann daher nicht „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ lauten. Das macht keinen Sinn! Warum nutzen wir diese Möglichkeit nicht für eine motivierende und inspirierende Botschaft an die Zuhörerinnen und Zuhörer? Wir sollten nicht vergessen: Der erste Eindruck zählt, aber der letzte Eindruck bleibt. Daher sollten wir die besondere Chance, die uns die Schlussphase bietet, ergreifen – und nicht nur mit leeren Worthülsen um uns werfen.

Erschwerend kommt hinzu, dass diese Floskel stets von einer Selbstkritik der Vortragenden begleitet wird. Wir vermiesen uns damit nicht nur den Schluss unserer Präsentation, sondern diskreditieren auch indirekt unsere Leistung. Mal angenommen, wir hätten diese Plattitüde am Ende einer Präsentation noch nie gehört und würden uns kritisch damit auseinandersetzen: Was sagt uns der Vortragende damit implizit? „Vielen Dank, dass ich Sie eine Stunde lang verbal belästigen durfte, dass Sie nicht eingeschlafen sind und nicht den Raum verlassen haben.“

Wir vermiesen nicht nur den Schluss unserer Präsentation, sondern diskreditieren auch indirekt unsere Leistung.

Old habits die hard

Doch selbst, wenn man das erkannt hat: Ganz so schnell und einfach lässt sich diese schlechte Angewohnheit leider nicht ablegen: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und verteidigt seine gelernten Routinen bis aufs Blut. „Kann doch nicht sein, dass wir seit Jahrzehnten etwas machen, das eigentlich Schwachsinn ist“, lautet oft ein Argument, an dieser Routine festzuhalten. Ganz nach dem altbekannten Motto: Das haben wir schon immer so gemacht!

Es gibt aber noch ein weiteres Argument von denen, die sich nur ungern von der Floskel verabschieden wollen: In unserer hektischen, hoch individualisierten Zeit sei es eben keinesfalls mehr selbstverständlich, dass einem jemand seine oder ihre Aufmerksamkeit schenke. Das sehe ich anders: Erstens bin ich davon überzeugt, dass man einer Person, die wirklich etwas zu sagen hat, auch heute noch zuhört. Und zweitens sehe ich nicht ein, dass ich meine Präsentation mit einer Allerweltsfloskel am Ende versaue, nur weil sich möglicherweise ein paar Leute im Publikum befinden, die den Anspruch haben, ich müsste mich für ihre Aufmerksamkeit bedanken.

Fällt einem wirklich kein besserer Schluss ein, ist das ein sicheres Indiz dafür, dass die Präsentation keinen ausreichenden Mehrwert für das Publikum bietet.

Fällt einem wirklich nichts Besseres ein, als eine Präsentation mit den Worten „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“ zu beenden, dann ist das ein sicheres Indiz dafür, dass sie keinen ausreichenden Mehrwert für das Publikum bringt. Die Konsequenz sollte sein: Vortrag überarbeiten oder absagen. Damit meine ich nicht, dass die Inhalte nicht kommuniziert werden sollten, aber offensichtlich ist die vorliegende Präsentation nicht dazu geeignet – sei es, weil die Inhalte eine andere Kommunikationsform erfordern oder weil sie schlicht ihr Ziel verfehlt.

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Der beste Schluss: Eine motivierende Botschaft

Wenn wir uns aber nicht für die Aufmerksamkeit bedanken, was sagen wir dann? Mein genereller Rat ist, den Schluss der Präsentation für eine motivierende, bestärkende Botschaft zu nutzen, die zur Situation passt: Das kann im Falle einer Angebotspräsentation beispielsweise ein Mission Statement, ein ehrlich gemeintes „Vielen Dank für Ihr Vertrauen“ oder ein „Gerne unterstützen wir Sie als vertrauensvoller und zuverlässiger Partner auf Ihrem Wachstumskurs“ sein. Falls die Präsentation motivierender Natur ist, eignet sich eine knappe Message, die den Kern der Botschaft nochmals zusammenfasst, zum Beispiel: „Lasst uns Vorbilder sein: offen, mutig und entschlossen“ oder „Schlimmer, als falsch zu entscheiden, ist nur, nicht zu entscheiden“.

LITERATUR

  • Peter Daiser: Lean Presentation. Das Playbook für schlanke Präsentationen. BusinessVillage 2019, 244 Seiten, 24,95.
  • Der Autor erklärt, wie sich – auch zu komplexen Sachverhalten – einfach und zügig überzeugende Präsentationen gestalten lassen.

Diese Musterformulierungen sind natürlich keine allgemeingültigen Empfehlungen, die man gedankenlos einfach übernehmen kann – damit würde man den Fehler des „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“-Syndroms wiederholen: Es handelt sich immer um eine Einzelfallentscheidung! Diese Erkenntnis ist die zentrale Säule eines wirkungsvollen Abschlussstatements, mit dem wir die Chance nutzen, die uns diese Präsentationsphase bietet: Unsere Kernbotschaften als letzte bleibende Message bei unserem Publikum zu verankern.

Der Autor: Prof. Dr. Peter Daiser hat viele Jahre in der Strategie- und Krisenberatung gearbeitet. Heute lehrt und berät er zu den Themen digitale Transformation, Management und Rhetorik. Kontakt: www.daiser.de

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