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Trainingskonzepte mit Pfiff und Fantasie

Sie machen ihre Seminarteilnehmer zu Helden, schicken sie auf Reisen und widmen sich deren Ehe-Alltag - findigen Trainern fällt so manches ein, um ihrem Seminar besonderen Pfiff zu geben. Durch großen Ideenreichtum zeichneten sich jedenfalls viele der Konzepte aus, die Trainer bei einer internen Weiterbildungsmesse des Unternehmens Bosch präsentierten.

Wollen Trainer bei einer seminarüberfütterten Klientel Punkte sammeln, wollen sie lernferne Gruppen an so schwierige Themen wie das Qualitätsmanagement heranführen, dann müssen sie mehr zu bieten haben als solide Inhalte und Methoden. Das jedenfalls scheint Credo vieler Trainer zu sein, die sich mit ihren Konzepten im September 2006 bei einer internen Weiterbildungsmesse präsentierten, die das Unternehmen Bosch für seine Führungskräfte in Salzgitter veranstaltet hatte. Was dort auffiel: Zahlreiche Weiterbildner bemühen sich um Seminare mit kreativem Sahnehäubchen.

Heldenreise: Den eigenen Mut entdecken

Beispiel: das Kölner und Berliner Unternehmen flextrain mit seiner neuen auf den Therapeuten Paul Rebillot zurückgehenden Seminaridee 'Heldenreise'. Bei dem dreitägigen Training zur Persönlichkeitsentwicklung geht es darum, in sich den Mut zur Veränderung zu entdecken. Und der lässt sich - so das Kalkül - am leichtesten finden, wenn man sich klar macht, dass man alles Gute in seinem Leben erreicht hat, weil man irgendwann einmal mutig gewesen ist. So wie sämtliche klassischen Helden und Protagonisten in modernen Hollywood-Streifen über ihren Schatten springen müssen, um die Welt zu retten oder ähnlich essenzielle Taten zu vollbringen.

Vergnügliche Vergleiche mit solchen Figuren gehören ebenso zum Seminar wie die Suche nach den eigenen heldenhaften Vorbildern. Die gesamte Veranstaltung ist in ihrem Aufbau an die Stadien der in Mythen, Romanen und Filmen immer wieder vorkommenden Heldenreise angelehnt: Zunächst drängt den Helden ein Impuls (im Seminar ist es der Wille, eine Veränderung herbeizuführen) hinaus aus seiner Komfortzone. Doch Knall auf Fall ins Abenteuer starten kann er - ob er nun Frodo Beutlin aus dem Auenland oder Frank Becker aus dem Außendienst heißt - meist nicht. Vielmehr gibt es stets Kämpfe mit inneren und äußeren Gegenspielern auszufechten. 'Im Seminar konzentrieren wir uns auf erstere - etwa auf ängstliche Bedenken, die wir haben', erläutert flextrain-Mitinhaberin Angelika Höcker. Mit Knetmasse verleihen die Teilnehmer ihrem persönlichen Widersacher erst Gestalt, dann treten sie in einen Dialog mit ihm. Diese Auseinandersetzung ist sehr wichtig, meint Höcker. 'Denn gerade im Gegenspieler steckt oft die Energie, die es braucht, um sich auf die Reise zu begeben', weiß die Trainerin.

Auf dem eigentlichen Weg zur Veränderung haben die Teilnehmer dann noch weitere Hürden in Gestalt kleiner und größerer Abenteuer zu überwinden. Vor allem schicken die Trainer sie immer wieder auf Imaginationsreisen. Der Austausch über das dabei Erlebte findet in kleinen Gruppen statt. Am Ende der Reise winkt als Belohnung ein 'Elixier'. Das bedeutet: In diesem Stadium wird das Entdeckte in den eigenen Alltag transferiert.Infos zum Training unter www.flextrain.de.

Deutschlandreise: Überraschend wie der Businessalltag

So imaginär die Heldenreise von flextrain ist, so real schickt ein anderer Anbieter - die Firma Synnecta mit Deutschlandsitz in Köln und Karlsruhe - die Teilnehmer ihres dreitägigen Angebots 'Deutschlandreise' auf den Weg. Im Rahmen des Seminars reisen die Führungskräfte (entweder innerhalb einer deutschen Region oder sogar innerhalb Europas, wenn es sich z.B. um Angestellte eines internationalen Unternehmens handelt) von Erlebnisstation zu Erlebnistation. Sinn und Zweck des aufwändigen Konzeptes: 'Es soll eine Klientel ansprechen, die bereits bis zum Abwinken seminarerfahren und auch im Hinblick auf Führungsthemen hinreichend versiert ist, aber ihre Persönlichkeit weiterentwickeln will', erläutert Synnecta-Geschäftsführer Dr. Jörg Müngersdorff. Die Teilnehmer steuern auf der Reise mehrere Stationen an, an denen sie verschiedene Herausforderungen zu bewältigen haben - sei es in der Natur, in der Begegnung mit anderen Menschen oder mit sich selbst. Typisch, so Müngersdorff, sei konstruktivistisches Lernen - der Wechsel also zwischen aktivem und kontemplativem Erleben und Handeln. So kann auf die Aufgabe, sich in einer Großstadt ohne Geld ein Essen zu organisieren, eine Tour durch die stillen Tiefen einer Höhle folgen.

Dies alles ließe sich in ähnlicher Form auch an einem einzigen Ort verwirklichen. 'Doch wir haben uns für die Form der Reise entschieden, weil auch der Businessalltag stets eine Reise ins Ungewisse ist', erklärt Müngersdorff. Die Reise wird meist als Inhouse-Veranstaltung durchgeführt, eignet sich allerdings auch für die offene Durchführung. Jedenfalls, sofern aus einem Unternehmen mindestens zwei Teilnehmer dabei sind, schränkt Müngersdorff ein. Denn nur dann gelinge die Verknüpfung des Erlebten mit dem eigenen Business-Alltag wirklich. Infos unter www.synnecta.de

Sehr persönliche Einführung ins Qualitätsmanagement

Zu den Fortbildungskonzepten der ungewöhnlichen Art zählt auch ein Weiterbildungskonzept der Firma Domscheit aus Hemer, das eine vollkommen andere, aber nicht minder schwierig zu bedienende Zielgruppe im Visier hat: gewerbliche Arbeiter, die Sicherheit in Fragen des Qualitätsmanagements erlangen sollen. 'Wir arbeiten seit 15 Jahren mit solchen Zielgruppen und wissen daher: Das sind Mitarbeiter, denen man wirklich schlecht mit einem Folienvortrag begegnen kann. So etwas erinnert viel zur sehr an langweilige Schulstunden und schreckt daher ab', weiß Firmenchef André Domscheit. Die Alternative: zunächst humorvoll ins Thema einführen.

Die Domscheit-Trainer lassen deshalb in den ersten Seminarstunden die Arbeitssituationen außen vor und machen an privaten Themen klar, was Qualitätssicherung bedeutet. Es gilt z.B., einen Maßnahmenplan für Probleme zu entwerfen wie 'der Mann hilft nicht im Haushalt' oder 'der Ehemann hört kaum zu': Symptomanalyse, Verantwortlichkeiten feststellen, Zeitschiene aufstellen usw. 'Das ist extrem humorvoll und reißt viele Hemmschwellen nieder', so Domscheit. Nach dieser Einführung in das Thema Qualitätswerkzeuge haben die gewerblichen Arbeiter die Möglichkeit, das Gelernte in der Produktion direkt in die Praxis umzusetzen.

Tatsächlich zeigt das Konzept Wirkung - etwa in Gestalt beachtlich reduzierter Fehlerquoten. Bei einem Kunden konnte sogar eine Jahreseinsparung von 600.000,- Euro erzielt werden. Dafür gab es dann den Internationalen Deutschen Trainingspreis des Berufsverbandes der Verkaufsförderer und Trainer (BDVT) in Bronze. Weitere Informationen unter www.domscheit.biz.
Autor(en): (jum)
Quelle: Training aktuell 11/06, November 2006
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