Reflexion

Trainerrolle

Haltung, bitte!

Die Petersberger Trainertage 2014 gaben Trainern und Coachs nicht nur neue Tools und Methoden an die Hand. Sie regten die Teilnehmer auch dazu an, ihre Haltung und ihr Selbstverständnis zu hinterfragen. Training aktuell mit Denkanstößen aus Workshops und Vorträgen.
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'Wir sind eine Branche der Hüllen und Hülsen. Es wird zu viel aufgebauscht!' Wer dem Vortrag von Benjamin Schulz auf den diesjährigen Petersberger Trainertagen zuhörte, erkannte gleich: Hier spricht ein Freund von klaren Worten. Der Marketingexperte und Inhaber der Beratungsagentur werdewelt las seinen Zuhörern ordentlich die Leviten. Trainer beschäftigen sich zu sehr mit sich selbst und zu wenig mit ihren Kunden, so seine Kritik. Das zeigt sich nach Schulz‘ Auffassung auch daran, dass Trainer meistens lösungsorientiert mit ihren Kunden kommunizieren – obwohl es denen erst einmal darum geht, ihren Leidensdruck zu mindern. Daraus leitete Schulz einen klaren Auftrag für Trainer und Coachs ab: 'Sie sind ein Bedürfnisstiller, ein Pain Killer.' Um einen Kunden bei seinen Bedürfnissen zu packen, ihn also wirklich anzusprechen, sollten sich Trainer laut Schulz fragen: Wo brennt meinem Kunden der Kittel?

Doch für eine fruchtbare Zusammenarbeit müssen Trainer nicht nur die Bedürfnisse ihres Kunden verstehen, sondern auch dessen Weltsicht. 'Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, findet ein Abgleich von Wertesystemen statt. Prüfen Sie: Passt der Kunde zu mir?', riet Schulz. Dieser Abgleich kann allerdings nur gelingen, wenn sich der Trainer seiner eigenen Werte bewusst ist – und sie auch nach außen hin zeigt. Daher appellierte Schulz an seine Kollegen: 'Seien Sie immer Sie selbst!' Ein Motto, an das er sich konsequent hält: So zwängt er sich etwa nicht in Anzüge, sondern kleidet sich immer nach seinem eigenen Geschmack – auf den Petersberger Trainertagen etwa mit Jeans, Turnschuhen und knallblauem T-Shirt.

Dieser Ruf nach Authentizität – und letztlich auch Mut – macht aber nicht bei der Kleidung halt. Schulz plädierte vielmehr dafür, das gesamte eigene Unternehmen und Angebot so aufzubauen, dass es der eigenen Identität und dem eigenen Können entspricht – und diesen Prinzipien dann treu zu bleiben. 'Wenn Sie für einen Auftrag nur 20 Prozent des benötigten Fachwissens besitzen, dann dürfen Sie den Job nicht machen, das ist eine Haltungsfrage. Versprechen Sie nichts, was Sie nicht halten können', so Schulz.

Autor(en): Miriam Wagner
Quelle: Training aktuell 06/14, Juni 2014, Seite 48-50
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