Wer an einem Training teilnimmt, der möchte etwas lernen, das er (noch) nicht kann. Der Trainer erarbeitet also mithilfe seines Wissens und seiner Fähigkeiten ein möglichst maßgeschneidertes Trainingskonzept und vermittelt anschließend den Teilnehmern die gewünschten Fertigkeiten – so zumindest die landläufige Auffassung unter Trainern. Dahinter verbirgt sich allerdings die Annahme, dass die Teilnehmer in einem gewissen Maße defizitär sind und einzig der Trainer kompetent ist. Wer das glaubt, fühlt sich seinen Teilnehmern gegenüber überlegen. Die spüren das aber in der Regel genau – und machen dicht.
'Na, das werden Sie doch wohl noch hinkriegen!' oder 'Also Leute, jetzt steht doch mal auf und macht mit!' Mit solchen oder ähnlichen Sätzen reagiert der Trainer dann auf die vermeintlich passive oder destruktive Haltung seiner Teilnehmer. Und ärgert sich: Nun hat er schon ein passgenau auf die Zielgruppe zugeschnittenes Konzept entwickelt, hat die Tools sorgfältig ausgesucht und die Materialien vorbereitet, dennoch geht seine Strategie nicht auf. Die Teilnehmer wirken desinteressiert, bisweilen stören sie sogar oder bleiben gleich ganz dem Seminar fern.
Was Trainer gerne ignorieren: Die Gründe für dieses Verhalten liegen oft weder in den Trainings-Tools noch im Seminarthema oder -konzept. Vielmehr nehmen die Teilnehmer wahr, dass der Trainer ihre Ressourcen – sprich ihre Kenntnisse und Fähigkeiten – nicht genügend wertschätzt. Ein kränkender Aufforderungston oder ein langweiliges, schon mehrfach gespieltes Warming-up-Spiel trifft sie nicht selten an einer empfindlichen Stelle: ihrer Würde und Selbstbestimmung.