Ich blogge, also bin ich? Von wegen: Mit der Vorstellung, per Online-Tagebuch in kurzer Zeit jede Menge Publicity zu erlangen, sollten sich Trainer erst gar nicht ans Werk machen. Vor allem in den ersten Monaten als Blogger ist Langmut gefragt. Training aktuell sprach darüber mit einem, der bislang tapfer durchhält: Eduard G. Kaan, Trainer für Kreativität und Innovation mit Sitz in Salzburg, startete vor einigen Monaten seinen Weblog 'Radikale Innovation'.
Herr Kaan, Sie sind im April 2006 mit Ihrer Seite www.radikale-innovation.com unter die Blogger gegangen. Was hat Sie dazu bewogen?
Eduard G. Kaan: Ich war auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Besucherzahlen auf meiner Homepage zu erhöhen. Und da ich ohnehin aufmerksam beobachte, was es im Internet an Neuerungen gibt, bin ich irgendwann auf Weblogs gestoßen. Außerdem will ich meine Kompetenz auf meinem Fachgebiet, dem Thema Innovation, weiter festigen. Der Weblog diszipliniert mich insofern, als er mich dazu zwingt, ein- bis dreimal pro Woche ein Beispiel für radikale Innovation zu veröffentlichen. Ich hoffe, dass ich auf diese Weise in ein, zwei Jahren an die 200 Beispiele gesammelt habe, die in ein Buch einfließen können.
Was sind für Sie echte Vorbilder unter den Weblogs?
Kaan: Was den Weiterbildungsbereich angeht, und wenn es darum geht, dass sich jemand sehr gut vermarktet - da möchte ich den Kollegen Emil Hierhold anführen, der unter www.hierhold.com bloggt. Hierhold gibt alle paar Tage in kleinen Happen interessante Präsentationstipps weiter. www.weiterbildungsblog.de von Jochen Robes ist auch sehr gut, ebenso der Blog www.geistesblitz.de von Timo Off. Davon abgesehen gibt es in der Trainerbranche nicht viel. Von den 1.400 Mitgliedern der Trainerliste hat sich z.B. keiner bei mir gemeldet, der mir gesagt hätte: 'Ja, ich blogge auch!'
Wie ist das mit Ihrem Blog? Wie groß ist das Interesse daran?
Kaan: Ich habe mit zwei verschiedenen Countern, also Zählmaschinen, überprüft, dass ich im Schnitt zehn Besucher pro Tag habe. Das ist mehr als auf meiner Homepage, auf die durchschnittlich vier Besucher am Tag kommen. Unter den Kommentatoren meines Weblogs war auch schon der ein oder andere, mit dem ich noch nie zu tun hatte. Allerdings ist das Kommentieren auf Weblogs eine Seltenheit. Doch ich arbeite mich langsam weiter vor. Je mehr Verweise ich aus anderen Blogs bekomme, desto größer wird die Chance, dass ich Leute erreiche, mit denen ich vorher noch nichts zu tun hatte. Also, bis Ende des Jahres möchte ich auf 20 bis 30 tägliche Leser kommen.
Wie schätzen Sie die Bloggosphäre ein, wie ist die Vernetzung unter den Bloggern?
Kaan: Es gibt - gerade bei denen, die neu dabei sind, aber auch bei alten Hasen - enorme Bemühungen, gegenseitig Werbung füreinander zu machen. Man wird nach einer Art Schneeballprinzip weiterempfohlen. Aber es ist natürlich wie bei den anderen Internetseiten auch: Wenn Sie kein Thema haben, das die Leute von den Stühlen reißt, bewirkt auch eine Weiterempfehlung nichts.
Hand aufs Herz: Macht Ihnen das Bloggen nach fünf Monaten noch Spaß oder ist es eher Mühsal?
Kaan: Wenn Sie meinen Blog anschauen, sehen Sie: Die Beiträge sind relativ kurz, damit auf einer Bildschirmseite immer die ganze Story lesbar ist. Ich investiere - einschließlich Bild heraussuchen - ca. 20 Minuten pro Beitrag, macht etwa eine Stunde pro Woche. Das ist lange nicht der Aufwand, den man z.B. zur Erstellung von Podcasts betreiben muss. Ich war bisher nie in der Lage, dass mir nichts eingefallen ist. Und wenn ich mal für eine Woche nichts schreibe, ist es auch nicht schlimm.
Welchen Rat würden Sie Blogging-Newcomern mit auf den Weg geben, damit der Frust insgesamt möglichst gering bleibt?
Kaan: Zunächst: Man sollte sich genau überlegen, wozu man's eigentlich macht. Und: Man sollte schauen, ob die Themen, die man angedacht hat, vielleicht schon in guter Form vertreten sind. Wenn das der Fall ist, hat es kaum Sinn, noch eins draufsetzen zu wollen. Es lohnt sich aber auch, bei Google nachzuschauen, wie oft überhaupt das Thema, über das man gerne bloggen würde, nachgefragt wird. Wenn ein Thema keine Resonanz findet, kann man sich an zehn Fingern ausrechnen, dass ein Blog zu dem Thema ebenfalls keine Resonanz findet.