Dass hinter dem Begriff Tandem-Coaching unterschiedliche Vorgehensweisen stehen können, beweisen zwei Coaching-Ansätze, die denselben Namen für verschiedene Ausrichtungen im Coaching gebrauchen.
So sehen etwa die Coaches Anne Heintze und Prof. Dr. André Reuter im Tandem-Coaching die Möglichkeit, ihrem Klienten ein ganzheitliches Coaching anzubieten, indem sie ihn im Coaching-Prozess gemeinsam begleiten. So wie sich das menschliche Gehirn aus einer rationalen und einer emotionalen Hälfte zusammensetzt, wollen Heintze und Reuter das Coaching durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten und Vorgehensweisen komplettieren. 'Es gibt Themen, die eine Führungskraft lieber mit einem weiblichen Coach bespricht, und Situationen, in denen sie einen männlichen Berater vorzieht', erläutert die Psychotherapeutin Heintze die Idee, im Doppelpack zu coachen.
Beispiel: soziale Kompetenz. Die meisten Führungskräfte nehmen an, dass eine Frau über ausgeprägte Soft Skills verfügt und demnach mehr Know-how auf dem Gebiet besitzt als ihre männlichen Kollegen. Heintze glaubt zudem, dass Führungskräfte die eigenen Defizite bei der Mitarbeiterführung gegenüber einer Frau leichter eingestehen. Anders verhält es sich beim Thema strategische Aufstellung. Wenn es darum geht, die Abteilung oder ein Produkt neu zu positionieren, setzen Führungskräfte eher auf einen männlichen Berater mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund. Dann übernimmt Kollege Reuter den Coaching-Vorsitz.
Der Ablauf des Tandem-Coachings gestaltet sich flexibel, soll heißen: Der Klient konsultiert denjenigen Coach, den er in seiner momentanen Situation benötigt. Es kommt auch vor, dass Heintze und Reuter gemeinsam eine Sitzung halten, in der sie ihre Unterschiede aktiv einsetzen, um den Klienten schneller auf die Lösung seiner Probleme zu stoßen. Wichtig bei diesem Vorgehen: den Coachee nicht zu überfordern. Aufgrund ihrer Coaching-Erfahrung ist Anne Heintze jedoch sicher: 'Unser Unterschied in Alter, Erfahrung und Denkweise garantiert, dass wir jeweils die Seiten unseres Klienten ansprechen, die er für die Problemlösung benötigt'. Weitere Infos unter Tel.: 0173-3 04 49 24.
Nicht um eine Führungskraft und zwei Coaches, sondern um zwei Führungskräfte, die sich gegenseitig coachen, geht es im Tandem-Ansatz der Organisationsberaterin Susanne Vespermann. Ihre Idee: Es gibt branchenunabhängige Führungsthemen wie Delegieren und Mitarbeiterentwicklung, bei denen sich Führungskräfte gegenseitig unter die Arme greifen können. Damit die Unterstützung professionell abläuft, wird das Führungskräfte-Tandem von Vespermann mit Methoden aus der kooperativen und lösungsorientierten Beratung sowie der Kurzzeittherapie vertraut gemacht.
An die Hand bekommt das Tandem auch ein Konzept, das die einzelnen Schritte im Coaching erläutert: von der Problembeschreibung über die Situationsanalyse bis hin zur Entwicklung konkreter Handlungsalternativen. Zwar werden die Tandems anfänglich noch von der Beraterin supervidiert, doch ist ein selbstständiges Coaching der Führungskräfte das eigentliche Ziel des Ansatzes - im Sinne von learning by doing. Neben den Coaching-Sitzungen unter vier Augen kommen die einzelnen Lernpartnerschaften zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch zusammen. Vespermann ist überzeugt, dass die Methode eine gute Alternative zur Beratung durch einen externen Coach darstellt - vorausgesetzt die Tandem-Partner stehen nicht in einem Konkurrenzverhältnis zueinander. Weitere Infos unter Tel.: 07071-79 61 73.