Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat Weiterbildungsvertretern neues argumentatives Futter geliefert: In einer groß angelegten Untersuchung hat es einen klaren Zusammenhang zwischen der Weiterbildungsbeteiligung und der Wertschöpfung einer Volkswirtschaft nachgewiesen.
Je höher die Weiterbildungsquote, desto größer der Wertschöpfungszuwachs einer Volkswirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin, in Berechnungen auf der Grundlage der umfangreichen Datensätze des Statistischen Amtes der EU, Eurostat. Laut der Datenauswertung betrug zum Beispiel der jährliche Wertschöpfungszuwachs in Schweden, das mit einer Weiterbildungsquote von 46 Prozent an der europäischen Spitze liegt, in den vergangenen Jahren im Schnitt 1.911 Euro pro Beschäftigtem. In Frankreich, das ebenfalls eine Weiterbildungsquote von 46 Prozent aufweist, stieg die Wertschöpfung durchschnittlich um immerhin 1.073 Euro pro Kopf und Jahr. In Deutschland liegt die Weiterbildungsquote mit 30 Prozent deutlich unter der in Schweden und Frankreich, entsprechend geringer fiel der Wertschöpfungszuwachs aus: In den vergangenen Jahren betrug er durchschnittlich 365 Euro. Am unteren Ende der Rangliste findet sich Italien (Weiterbildungsquote: 29 Prozent) mit einem Wertschöpfungszuwachs von 205 Euro je Beschäftigtem.
Um das Ausmaß der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Weiterbildungsquote für Deutschland zu veranschaulichen, haben die Forscher ein Rechenexempel durchgeführt. Dazu haben sie im ersten Schritt für alle Länder jenen Anteil am Wertschöpfungszuwachs ermittelt, der sich unmittelbar auf die Teilnahme von Weiterbildungsmaßnahmen zurückführen lässt. In einem zweiten Schritt haben sie hochgerechnet, um wie viel höher der jährliche Wertschöpfungszuwachs ausfiele, wenn sich die deutschen Beschäftigten ebenso häufig und effektiv weiterbilden würden, wie die in dieser Beziehung vorbildlichen Schweden.
4,5 Milliarden könnten zusätzlich erwirtschaftet werdenDas Resultat: 4,5 Milliarden Euro könnten zusätzlich erwirtschaftet werden. 'Enorme gesamtwirtschaftliche Chancen und Potenziale warten darauf, durch Investitionen in Weiterbildung realisiert zu werden', kommentiert Klaus F. Zimmermann, Präsident des DIW, das Ergebnis. 'Vor allem Investitionen in IT-Know-how versprechen höchste Produktivitätszuwächse.' In der Untersuchung konnte nämlich festgestellt werden, dass sich die Produktivitätssteigerungen in den vergangenen Jahren in den EU-Ländern zu 75 Prozent auf den stärkeren und effizienteren Einsatz von Informations- und Telekommunikationstechnologie zurückführen lassen. Gleichwohl zielen hierzulande aber nur 36 Prozent der Weiterbildungen in diese Richtung.
Die Untersuchung wurde im Auftrag der Initiative IT-Fitness durchgeführt.