'Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen. Sie bekommen auch nichts.' Dieses Zitat der Feministin Simone de Beauvoir sollten sich auch Deutschlands Trainerinnen zu Herzen nehmen. Sie bekommen nämlich zu wenig. Das belegt eine Studie von Nadine Hamburger. Im Juni 2007 hatte die Beraterin 1.000 Trainer, Berater und Coaches zu ihrer Arbeitszufriedenheit und ihrer Einkommenssituation befragt. Ein Ergebnis: Trainerinnen verdienen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Während der durchschnittliche Tagessatz eines Trainers bei 1.130 Euro liegt, verdienen Frauen durchschnittlich 939 Euro. Der 'kleine Unterschied' macht in diesem Fall 191 Euro aus.
Einsteiger bekommen 800 Euro pro TagWodurch kommt diese große finanzielle Differenz zustande? Zum einen dadurch, dass Frauen im Durchschnitt über eine geringere Berufserfahrung verfügen. Seit sieben Jahren arbeiteten die befragten Trainerinnen durchschnittlich in ihrem Beruf; bei den Trainern sind es knapp neun Jahre. Mehr Routine – mehr Geld, ist eine Honorar-Regel der Branche. Will heißen: Der Tagessatz wächst mit der Anzahl der Berufsjahre. So erreichen Jungspunde mit weniger als zwei Jahren Berufserfahrung einen Tagessatz von 800 Euro – die 'alten Hasen' der Branche, die seit über 16 Jahren im Geschäft sind, können – so ein Studienergebnis – durchschnittlich 1.300 Euro verbuchen.
Bei Honorarverhandlungen fühlen sich viele unwohlZusätzlich zur geringeren Berufserfahrung kommt bei Frauen aber noch ein geringeres Selbstbewusstsein, hat Nadine Hamburger festgestellt. Die Studienautorin coacht hauptberuflich Berater, Trainer und Coaches. Sie hat beobachtet: 'Frauen scheuen sich oft davor, hart zu verhandeln und mehr Honorar zu verlangen.'
Erschwerend kommt hinzu, dass Trainer generell ungern über Geld reden. Bei Honorarverhandlungen fühlen sich 52 Prozent aller Befragten unwohl. Am mangelnden Selbstbewusstsein liegt das übrigens nicht: 73 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu: 'Ich fühle mich einzigartig mit dem, was ich als Person und mit meiner Arbeit darstelle'. 78 Prozent sind nach eigenen Angaben in der Lage, potenziellen Kunden in drei Sätzen zu sagen, was sie machen. Mit diesen Botschaften betreiben aber nur 52 Prozent der Trainer konsequentes Marketing. 'Viele Trainer wissen um ihre Besonderheiten, aber sie tragen diese nicht nach außen.' Nadine Hamburger hat dafür zwei Erklärungen: 'Die Trainer haben entweder keine Zeit und Lust fürs Marketing, oder sie halten es für unwichtig.'
Nachvollziehbar ist diese Haltung nicht: Immerhin sind 64 Prozent der Befragten freiberufliche Trainer, die auf eigene Rechnung arbeiten. Zwölf Prozent der 1.000 Studienteilnehmer sind nebenberuflich als Trainer tätig, neun Prozent der Befragten sind als Trainer, Coach oder Berater angestellt und sieben Prozent sind als Geschäftsführer einer Weiterbildungs- oder Beratungseinrichtung tätig.
Deutschlands Trainer sind hart zu sich selbst So wichtig ein konsequentes Marketing wäre – mehr Bedeutung sollten die Weiterbildner auch ihrer eigenen Person beimessen. 'Die Praxis zeigt, dass Trainer auf ihrer eigenen Prioritätenliste oft ganz hinten stehen', hat die Studienautorin Nadine Hamburger beobachtet. Der Aussage 'Mein Jahresurlaub fällt meist kürzer aus, als ursprünglich geplant und entscheidet sich spontan' stimmt beispielsweise jeder zweite Trainer zu.
35 Prozent der Befragten haben sich nicht einmal feste Freiräume für gesunde Ernährung, Entspannung und Bewegung eingeplant – und das trotz der Strapazen des Berufsalltags, der etwa durch häufige Reisen und den unregelmäßigen Arbeitsrhythmus bestimmt wird.
Persönliche Unterstützung holen sich wenige'Trainer sind ihr eigenes Kapital, deshalb müssen sie sich selbst wichtiger nehmen und nach pragmatischen und individuellen Lösungen suchen, um im hektischen Alltag zur Ruhe zu kommen', meint Nadine Hamburger. Allerdings hat sie auch erfahren: Trainer, Berater und Coaches, die anderen Menschen zur gesunden Lebensführung verhelfen, tun sich selbst schwer damit, in diesem Bereich Hilfe anzunehmen.
Externe Unterstützung wie etwa Supervision oder Coaching nehmen nur 62 Prozent der Befragten in Anspruch. Das Auslagern von Dienstleistungen, beispielsweise der Buchhaltung, das persönliche Freiräume schaffen würde, leisten sich nur 37 Prozent. 'Während die fachliche Weiterbildung Routine ist, fällt es vielen Trainern schwer, sich bei persönlichen Themen Hilfe zu holen', bestätigt Hamburger.
Jeder Dritte zweifelt an sich Jeder zweite Trainer ist der Meinung, dass die Wettbewerbssituation und der Preiskampf hart sind und 43 Prozent der Befragten kämpfen mit unrealistisch hohen Kundenerwartungen. Trotzdem ist die Arbeitszufriedenheit unter Deutschlands Trainern hoch. 'Ich bin mit den Inhalten und Ergebnissen meiner Arbeit zufrieden' sagt eine überwältigende Mehrheit von 91 Prozent der Befragten. 73 Prozent sind der Meinung, dass ihre Aufgaben ihren Stärken entsprechen – auch dieses Ergebnis könnte die große Arbeitszufriedenheit erklären.
Allerdings müssen sich Trainer ständig auf neue Kunden und deren Erwartungen einlassen. Eine große Herausforderung – die bei manchen Selbstzweifel hervorruft. Fragen wie 'Kann ich das?', 'Tue ich das Richtige?' beschäftigen 27 Prozent der Trainer.
Freiberufler fühlen sich oft einsamDer Beruf des Trainers hat viele Vorteile. Und ein paar Nachteile. Einer davon, der die Trainer besonders belastet: Viele Trainer fühlen sich einsam. 35 Prozent der Freiberufler empfinden ihr Einzelkämpfer-Dasein oft als emotional anstrengend. Zwar gelingt es 74 Prozent der Trainer gut, Kooperationspartner zu finden, wenn es um fachliche Projekte geht – schwieriger gestaltet sich das Netzwerken, wenn es um persönliche Unterstützung und Erfahrungsaustausch geht. Hier wünschen sich 56 Prozent ein engeres Netzwerk. Studienautorin Nadine Hamburger zieht daraus den Schluss: 'Wir brauchen mehr und vor allem eine bessere Vernetzung der Selbstständigen. Das Bedürfnis nach kollegialem Austausch ist groß, geht im engen Terminkorsett des Traineralltages aber oft unter.'
Nadine Hamburger: Was Deutschlands Trainer bewegt. managerSeminare, Bonn 2008, 24,90 Euro. Die Studie kann ab August 2008 bestellt werden.