Zwei Studien wie sie unterschiedlicher gar nicht sein können. Die eine stammt vom MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung Essen: 65 E-Learning-Experten waren befragt worden zu den ihrer Ansicht nach wichtigsten Lernformen und -technologien in den kommenden drei Jahren. Die andere stammt vom Verlag managerSeminare, Bonn: 360 Weiterbildner gaben Auskunft zu den von ihnen am häufigsten eingesetzten Methoden. Die Ergebnisse im Einzelnen sind auf den Seiten 6 bis 7 und 10 bis 11 nachzulesen. Interessant dabei: Die Simulation als Lern- bzw. Vermittlungsform kommt in beiden Studien vor und erhält von allen Befragten gute Noten.
Die E-Learning-Experten der MMB-Studie sehen in Simulationen wachsendes Potenzial, sie wählten sie auf Platz vier der Tools, die in den kommenden drei Jahren eine zentrale Bedeutung für das betriebliche Lernen haben werden. Damit stieg die Relevanz der Simulation in den Augen der E-Experten im Vergleich zum Vorjahr. Für die von managerSeminare befragten Weiterbildner haben Simulationen indes bereits jetzt hohe Relevanz. Im Ranking findet sich die Methode auf Platz zwei, genauso übrigens wie 2008, als die Befragung zum ersten Mal durchgeführt wurde. Sie gehört damit zu den am zweithäufigsten eingesetzten Methoden.
Widersprechen tun sich die beiden Studien mit diesem Ergebnis nicht. Denkbar, dass sich im Präsenztraining bereits eine Methodik etabliert hat, die – aus was für Gründen auch immer – technologiegestützt noch nicht ihre volle Wirkkraft entfaltet hat.
Unterschiedlich eingeschätzt wird auch das ökonomische Potenzial. Während die managerSeminare-Umfrage offenbart, dass sich mit Simulationen nicht das große Geld machen lässt – bei den Topverdienern unter den Trainern rangiert die Simulation erst auf dem 15. Platz der von ihnen angewandten Methoden –, stufen die E-Learning-Experten die Simulation als kommerziell interessant für Produzenten ein. Die Simulation gelangt damit auf den dritten Platz der ökonomisch aussichtsreichen Tools, nach Blended Learning und Web Based Trainings. Doch auch diese Einschätzung der Experten muss nicht im Widerspruch zu der durch die managerSeminare-Umfrage abgebildeten Weiterbildungsrealität stehen. Zu Simulationen zählen einfache Rollenspiele genauso wie komplexe, aufwendig zu programmierende Planspiele – Simulationen gibt es in verschiedenen Preisklassen.
Und überhaupt: Studien und Befragungen sind umso interessanter, wenn ihre Ergebnisse miteinander verglichen werden können oder sie zumindest Veränderungen aufzuzeigen vermögen. Dass beispielsweise Coaching der am häufigsten eingesetzte Beratungsansatz ist, wie die managerSeminare-Befragung auch hervorbringt, ist ein so wenig überraschendes Ergebnis, dass man es kaum vermelden würde. Vor dem Hintergrund jedoch, dass 2008, als die Umfrage das erste Mal durchgeführt wurde, Coaching noch auf Platz fünf lag, erhält das Ergebnis neue Aussagekraft.