Die Trainingssprache ist voller abstrakter Begriffe: Auf der Agenda stehen 'Leadership-Kompetenzen', 'Emotionale Intelligenz', 'Soft Skills für erfolgreiche Kommunikation', 'Change Management' oder 'Konfliktmanagement'. Das hört sich umwälzend an, aber es bewegt meist wenig. Der Grund: Die verwendeten Abstrakta lösen im Gehirn gerade in den handlungsvorbereitenden motorischen Arealen deutlich schwächere Aktivierungen aus als konkrete Objekte und Handlungen – also etwa die Vorstellung vom 'Tisch, auf den wir hauen', bevor wir das Konfliktmanagement-Seminar benötigen. Im Konflikt-Seminar selbst lernen wir dann hoffentlich, kontrolliert 'Dampf abzulassen' statt jedes Ärgernis 'in uns hineinzufressen'. Solche körpernahen Sprachmuster holen theoretische Sachverhalte ins physische und emotionale Erleben zurück. Ersetzen können sie die abstrakte Sprache freilich nicht. Sie können jedoch, gezielt eingesetzt, Seminarinhalte fassbarer, bewegender und damit wirkkräftiger machen.
Was Linguisten seit Langem vermuten, hat die Hirnforschung in vielen aktuellen Studien überzeugend dargelegt: Sprache und Denken beruhen zu einem beachtlichen Teil auf unseren täglichen körperlichen Erfahrungen. Die Embodiment-Forschung, die dieses Phänomen der verkörperten Kognition untersucht, hat Aufsehen erregende Ergebnisse veröffentlicht: Wenn im Seminar die Stimmung einmal 'in den Keller geht' und der Trainer die Atmosphäre wieder deutlich anheben will, könnte er seine Teilnehmer zum Beispiel am Boden ausgelegte Moderationskarten oben an eine Pinnwand heften lassen. Die Stimmung sollte dadurch steigen, wie die Studienergebnisse nahelegen. Denn Versuchspersonen, die Gegenstände von unten nach oben sortierten, fanden schneller Zugang zu positiven Erinnerungen. Probanden, die in die andere Richtung sortierten, erinnerten sich dagegen eher an negative Ereignisse.
Extra:- Tabelle: Sinnlicher Sprachgebrauch im Training - 45 Beispiele