Fast jeder zweite Trainer oder Coach beruft sich auf Konstruktivismus und Systemtheorie, das hat die Methodenstudie 'Die Weiterbildungsszene 2014' des Verlags managerSeminare ergeben. Jeder dritte Trainer gründet nach derselben Quelle seine Arbeitsweise auf Konzepte der Neurodidaktik, jeder vierte außerdem auf das Zürcher Ressourcenmodell, das ebenfalls auf neurobiologischen Befunden basiert. Systemtheorie und Hirnforschung sind demnach die wichtigsten gedanklichen Gerüste für Weiterbildner, viele nennen beides zusammen.
Dafür gibt es scheinbar gute Gründe: So gehört es zu den Grundannahmen des radikalen Konstruktivismus, dass Wahrnehmungen kein Abbild einer äußeren Realität sind. Vielmehr sind sie in hohem Maße von der individuellen Verarbeitung von Sinnesreizen abhängig. Es waren insbesondere Neurobiologen, die hierzu empirische Daten lieferten.
Dennoch sollte man nicht den Fehler begehen, beide Ansätze allzu lässig in einen Topf zu werfen. Schließlich handelt es sich bei dem einen um naturwissenschaftliche Grundlagenforschung, bei dem anderen um einen überwiegend soziologisch geprägten Theorieansatz. Übertragungen sind wissenschaftstheoretisch heikel. Trotzdem können sich beide Ansätze gegenseitig befruchten, sofern man ihre perspektivischen und erkenntnistheoretischen Unterschiede ernst nimmt.