Je mehr man von einem Menschen fordert, etwas zu tun, desto weniger ist er bereit dazu. Weil er in die eine Richtung gedrückt wird, drückt er in die andere. Derselbe Mensch, der beispielsweise kurz davor war, seinem Gegenüber ein Lächeln zu schenken, wird die Aufforderung 'Mach doch mal ein freundlicheres Gesicht!' garantiert mit einer Miene aus Stein quittieren. Aber was passiert, wenn einem grollenden Menschen gesagt wird 'Zieh bitte mal ein grimmiges Gesicht'? Dann wird er mit größter Wahrscheinlichkeit freundlich schauen, vielleicht sogar lächeln. Unbewusst widersetzt er sich dem Appell.
Diesen psychologischen Effekt können Coachs nutzen, z.B. wenn Klienten ihr 'Ja' mit einem 'Aber' ausbremsen. Sie wollen – und wollen nicht. Um solche inneren Blockaden zu überwinden, kann es sinnvoll sein, nicht gegen den Widerstand auzureden, sondern ihm die Hand zu reichen.
Im Praxisbeispiel gewinnt der Coach mehr und mehr den Eindruck, dass sein Klient nicht aufrichtig daran interessiert ist, die verfahrene Situation zu klären. Also beschließt er, sich mit dem Widerstand zu verbünden. Die Idee: Indem Coach und Widerstand in die gleiche Richtung schieben, wird der Coachee dazu gebracht, eine Wende einzulegen: 'Nein' plus 'Nein' ergibt plötzlich 'Ja'. Das unerwartete Verhalten des Coachs überrumpelt den Klienten. Und da der Coach das (erwartete) Muster verlässt, fällt es dem Coachee leichter, es ihm gleichzutun.
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