Bildungscontrolling ist noch immer ein viel diskutiertes Thema - vielleicht weil bislang kein Instrument entwickelt wurde, das den qualitativen wie quantitativen Trainingswert zufriedenstellend misst. Einen neuen Anlauf in diese Richtung unternimmt Prof. Dr. Herbert J. Kellner, Gründer des Trainingsinstituts ITD International im kalifornischen Carlsbad. Der von ihm entwickelte Ansatz: das Value-of-Investment-System (VOI). Sein Fokus sind die qualitativen Ergebnisse von Weiterbildungsmaßnahmen. Zum Beispiel misst VOI die Qualität von Innovationskraft und Betriebsklima, von Lernbereitschaft und Konfliktfähigkeit sowie von Kundenzufriedenheit und Serciveleistung nach einer Trainingmaßnahme.
Langfristiger Nutzen versus kurzfristiger Wertbeitrag
Denn nach Ansicht von Kellner ist der qualitative Nutzen für den Unternehmenserfolg mittel- bis langfristig wichtiger als der kurzfristige monetäre Wertbeitrag. Ein Beispiel: In eine Maßnahme zu investieren, die das Betriebsklima wesentlich verbessert, wirkt in betriebswirtschaftlicher Hinsicht zunächst wenig rentabel. Langfristig betrachtet, zahlt sich ein positives Klima jedoch aus: Zufriedene Mitarbeiter leisten mehr und denken nicht daran, das Unternehmen zu verlassen - durchaus Aspekte, die zum Unternehmenserfolg beitragen.
Wie ein Training zum Unternehmenserfolg beitragen kann, zeigt das VOI-System anhand von sechs Phasen. In Phase eins kommt der GoalNavigator zum Einsatz. Das Instrument basiert auf 30 Fragen, die in sechs Kategorien unterteilt sind: Bedarfsermittlung, Zielbeschreibung, Zielbedingungen, Kompetenzen, Zielsicherheit und Zeitrahmen. Die Fragen sollen u.a. klären, ob der Entwicklungsbedarf richtig erkannt wurde, ob Ziele richtig formuliert und verständlich dargestellt sind, welche Kompetenzen auf dem Weg zum Ziel erforderlich sind und welchen Zeitrahmen ein Weiterbildungsprojekt benötigt. Für Prof. Dr. Kellner bildet diese Phase die Grundlage dafür, dass Entwicklungsmaßnahmen zur Wertschöpfung beitragen, denn in ihr werden die Trainings- und Entwicklungsziele mit den Unternehmenszielen verknüpft.
In Phase zwei wirkt die Checkliste QuickCheck, die aufgrund von Best Practices erstellt wurde. Sie verdeutlicht mögliche Schwachstellen in den Strategien und Programmen des Weiterbildungsprojektes sowie notwendige Gegenmaßnahmen. Welcher Nutzen sich aus welchem Weiterbildungsprojekt ziehen lässt, ermittelt der ValueFinder in der dritten Phase. Insgesamt 16 Nutzenkategorien und 80 Einzelnutzen für Mitarbeiter, Management, Unternehmen und Kunden können mit dem Instrument ausfindig gemacht werden. Diese Einzelnutzen wurden nicht willkürlich definiert, sondern basieren auf den Erfahrungen von mehr als 100 Personalentwicklern, Trainingsmanagern und Performance Consultants. 'Indem Nutzen transparent gemacht wird, kann die Notwendigkeit von Weiterbildung glaubhaft und nachvollziehbar begründet werden', meint Kellner. In Phase vier wird das Instrument ProjectMapping eingesetzt. Es erfasst die Details des Weiterbildungsprojekts und hilft, den Prozess übersichtlich zu halten und die Ergebnsisse quantitav und qualitativ zu bewerten.
Benchmarking auf internationalem Niveau
Benchmarking findet in der fünften Phase statt. Mit Hilfe des Qualitätsfilters PrecisionTraining können Unternehmen testen, ob ihr Projekt weltweit anerkannte Qualitätsstandards erfüllt. In der letzten Phase schließlich soll ihnen der ResultTracker helfen, die Ergebnisse des Projektes zusammenzufassen, aufzubereiten und zu präsentieren.
Durchläuft ein Projekt alle sechs Phasen, erhält das Unternehmen nach Ansicht von Kellner ein multidimensionales Bild vom Wert seiner Trainingsmaßnahmen. Das macht es in seinen Augen zu einer sinnvollen Ergänzung zweier Klassiker im Bildungscontrolling: der Methode des Return on Investment (ROI) und dem Vier-Stufen-Modell von Donald Kirkpatrick.
Vom 23. bis 24 September 2005 in Fulda findet das erste Zertifikatsseminar zum VOI im deutschsprachigen Raum statt.