Lebensbegleitendes Lernen soll auf eine neue Grundlage gestellt werden. Das zumindest ist die Vorstellung der SPD-Fraktion, die Weiterbildung als vierten Bildungsbereich stärker ausbauen will. Ihre Begründung: Die Ausübung des einmal erlernten Berufs fürs Leben gehöre für die Mehrheit der Beschäftigten bereits der Vergangenheit an. Der Einstieg ins lebenslange Lernen geschehe bereits bei der Berufsausbildung, die daher systematischer als bisher mit der Weiterbildung zu verzahnen sei.
Nach Ansicht der Sozialdemokraten sind Eigenverantwortung, Selbstorganisation und dezentrale Steuerung zwar wichtige Elemente des Bildungssystems. 'Sie allein reichen jedoch nicht aus, sondern müssen konkretisiert und ergänzt werden, um die Vielfalt der Träger und die Qualität der Angebote zu sichern, den Zugang für alle zu gewährleisten und Qualifikationen vorausschauend anpassen zu können', heißt es in dem Antrag an den Bundestag von Ende Mai 1998. Gefordert wird daher ein ordnungspolitischer Rahmen: Zwischen Staat und den Sozialpartnern abgestimmte gesetzliche, tarifliche und betriebliche Regelungen seien notwendig. Für vorstellbar hält die SPD auch einen Rechtsanspruch auf berufliche Fortbildung.
Gefordert wird ferner ein integratives Weiterbildungskonzept, das die herkömmliche Trennung zwischen allgemeinen, politischen, kulturellen und berufsbildenden Inhalten aufhebt. Stärker als bisher müßten in der Ausbildung Berufsfähigkeiten statt Berufsfertigkeiten vermittelt werden. Nach Meinung der Politiker ist z.B. die Medienkompetenz grundlegende Schlüsselqualifikation, die in Lehrplänen enthalten sein muß. Neben den Möglichkeiten des Präsenzunterrichts gelte es, Telelearning und CBT-Lernen als Teil eines methodischen Gesamtkonzepts in der Weiterbildung zu verankern und offensiver zu nutzen. Einheitliche Qualitätsmaßstäbe sollen dabei sicherstellen, daß Geld und Zeit nicht fehlinvestiert sind. Notwendig ist nach Ansicht der SPD-Fraktion auch eine innerhalb der EU einheitliche Dokumentation von Abschlüssen, die von privaten wie öffentlichen Arbeitgebern in Abstimmung mit den Sozialpartnern anerkannt werden. Vordringlich für den EU-Beschäftigungsmarkt sei u.a. die Vermittlung von Fremdsprachen und kulturellen Kenntnissen, Europakontakt der Lehrkräfte sowie die Einführung eines 'Europäischen Jahres' für junge Erwachsene.
Handlungsbedarf sehen die Politiker auch in der regionalen Infrastruktur. Mit Ausbildungsverbünden der Firmen, überbetrieblichen Bildungsstätten, Berufsschulzentren und einer Weiterbildungsplanung, die wirtschaftliche und soziale Bedingungen vor Ort berücksichtige, lasse sich die Vision 'lernende Region' verwirklichen.