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SIETAR-Kongress: InterkulturelleTrainings sind keine Geldmaschine

Interkulturelle Kompetenz wird immer wichtiger: Wirtschaftlicher Erfolg und soziales Wohlergehen hängen nicht zuletzt davon ab, wie gut Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander arbeiten können. Für Trainer, die sich im Bereich interkulturelle Zusammenarbeit ein Standbein schaffen wollen, zwar eine schöne Erkenntnis. Doch lukrative Geschäfte folgen hieraus nicht. Dies war eines der Ergebnisse des diesjährigen Kongresses der Society for Intercultural Education Training and Research (SIETAR). Der 1994 in Deutschland gegründete Verein, Partner des globalen Netzwerkes SIETAR International, brachte Ende Mai in Ludwigshafen 70 internationale Experten mit 300 Trainern, Personalentwicklern und Führungskräften zusammen. Leitmotiv der Veranstaltung: Interkulturelles Lernen und interkulturelles Management - Konzepte und Erfahrungen für eine effektive internationale Kooperation.
Bernhard Reisch, verantwortlich für internationale Personalentwicklung mit Schwerpunkt Südostasien beim Institut für Interkulturelles Management (IIM) in Rheinbreitbach, nahm den anwesenden Trainern sogleich die Hoffnung auf zahlreiche Aufträge. Schonungslos analysierte er in einem Workshop die Berufschancen für interkulturelle Trainer. So legte er Zahlen vor aus einer Befragung der Top 500 Unternehmen in Deutschland, die im vergangenen Jahr im Auftrag des IIM durchgeführt wurde. Demnach bereiten nur 13 Prozent der insgesamt 72 Unternehmen, die geantwortet haben, ihre Mitarbeiter regelmäßig auf Auslandseinsätze vor. Davon wiederum nehmen nur 25 Prozent der ausreisenden Familienmitglieder das Angebot eines interkulturellen Trainings wahr. 75 Prozent der Unternehmen gaben zu, dass während der Auslandseinsätze ihrer Mitarbeiter keine spezifischen interkulturellen Unterstützungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten vorgesehen sind. 95 Prozent der Befragten verzichten sogar darauf, Schwierigkeiten bei internationalen Einsätzen systematisch zu erheben.
Unter diesen Voraussetzungen, so Reisch, dürfte klar sein, dass die Chancen für Berufseinsteiger bzw. Trainer, die noch nicht fest im Sattel sitzen, alles andere als rosig sind. Um auf dem Markt überhaupt bestehen zu können, riet Reisch allen angehenden interkulturellen Trainern zu mehreren Standbeinen. So seien sie den Marktschwankungen weniger stark ausgeliefert und könnten das finanzielle Risiko besser auffangen.
Denn interkulturelle Trainings anzubieten kostet Geld. Da derartige Trainings in der Regel in Teamarbeit mit ausländischen Kollegen stattfinden, bedeuten sie regelmäßige Auslandsreisen für die Trainer. Nicht nur der Zeit- sondern auch der Kostenaufwand ist laut Reisch nicht zu unterschätzen. Die meisten Trainer - insbesondere, wenn sie sich ihre Existenz erst aufbauen - sind nicht in der Lage, hierfür Geld auszugeben. Im Regelfall können sie nicht einmal die branchenüblichen Ausgaben für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit bestreiten.
Wer sich trotz der wenig verlockenden Aussichten dennoch für den Markt der interkulturellen Trainings entscheidet, muss sich auf einen überschaubaren Wirkungskreis konzentrieren. Zu seinen Kunden, so zeigte es der Kongress, werden eher die großen Unternehmen zählen: Immerhin sind Firmen wie BASF, Siemens und Robert Bosch von der Notwendigkeit interkultureller Kompetenz überzeugt.
Autor(en): (Stéphanie Stephan)
Quelle: Training aktuell 07/00, Juli 2000
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