Es gibt nicht nur eine Zeit, sondern viele Zeitformen. Das ist die zentrale Botschaft des Buches 'Zeitkompetenz: Die Zeit für sich gewinnen'. Es geht also um Zeitvielfalt und Zeitqualitäten, die mittels zahlreicher Übungen ausprobiert und erspürt werden sollen. Doch wer ein Buch über effektives Zeitmanagement am Arbeitsplatz oder in der Freizeit erwartet, wird enttäuscht. Vielmehr widmen sich die Autoren Elmar Hatzelmann und Martin Held zunächst intensiv der Zeitforschung. Dafür greifen sie tief in die Historienkiste, erzählen ausführlich von den alten Babyloniern oder der Entstehung von Uhren. Da darf die Frage erlaubt sein, ob die Problematik bei der Entwicklung von Mondkalendern dem Leser tatsächlich hilft, sein Zeitproblem in den Griff zu bekommen. Auch Erklärungen, wie lang eine Minute ist oder wie schnell eine Schnecke kriecht, sind zwar interessant, in einem Arbeitsbuch zum Themenbereich Zeitmanagement wecken sie aber eher Erstaunen. Und schließlich bringen Ausführungen darüber, dass Zeitdruck und Eile unseren Alltag bestimmen, den Leser auch nicht weiter - genau das ist ja sein Problem.
Konkreter werden die Autoren erst im fünften Kapitel. Dort werden Grundregeln für die Tages- und Wochenplanung genannt. Ansonsten findet der Leser wenig dazu. Es mag sicherlich stimmen, dass Wissen über Zeit hilfreich sein kann, seine eigenen zeitlichen Gestaltungsspielräume zu erkennen und zu nutzen, aber mehr konkrete Vorschläge scheinen angebracht.
Auch die Übungen - es sind immerhin 42 - sind weniger dafür gedacht, sich besser zu organisieren. Fragen wie 'Wie lange dauert für Sie eine Minute?' sowie Tanzübungen wie 'Die fünf Rhythmen der Seele' wollen vielmehr zur Reflexion über die Zeit anregen.
Fazit: Wer ein Buch über Zeitmanagement sucht, wird enttäuscht. Wer Interesse an Zeitforschung hat, hat den richtigen Kauf getätigt.
Von Elmar Hatzelmann und Martin Held, 240 S., geb., Beltz Verlag, Weinheim 2005, ISBN 3-407-36410-5, 29,90 Euro.