Erwachsenenbildung als 'lebendige, selbstbestimmte Auseinandersetzung mit der Welt und … sich selbst' erfordert laut Autorin Barbara Schellhammer, sich intensiv mit Theorien und Forschungsergebnissen zu befassen.
Das beginnt mit der Frage: Wie lernen Erwachsene? Offensichtlich werden Wille und Fähigkeit zum Lernen im Erwachsenenalter vor allem durch die eigene Bildungsbiografie und die dem Lerngegenstand zugemessene 'Bedeutsamkeit' bestimmt, was auch im Umgang mit Lernwiderständen eine Rolle spielt. Dabei geht es um Motivation und eine Didaktik, die sensibel auf die Bedürfnisse des Lernenden eingeht, was zum Beispiel 'Teilnehmerorientierung, Lebensweltbezug und Verwendungsorientierung' verlangt. In kurzen Exkursen werden weitere didaktische Ansätze wie Instructional Design oder Coaching behandelt.
Mit der zunehmenden Heterogenität unserer Gesellschaft erfordert Erwachsenenbildung auch 'Diversity-Kompetenz', will man mit Vielfalt gut umgehen und zugleich das darin steckende Potenzial optimal nutzen. Man stimmt Schellhammer gerne zu, dass interkulturelle Erwachsenenbildung einen wesentlichen Beitrag zu Dialogfähigkeit und Integrationskraft unserer Gesellschaft leisten kann.
Spätestens hier wird deutlich, dass die Gedanken der Autorin weit über die Grenzen der kompetenzorientierten Bildungslandschaft unserer Tage hinaus greifen, die sie kritisch sieht. Für sie muss zeitgemäße Erwachsenenbildung durch ethisch begründete, werteorientierte Ziele bestimmt sein, methodisch geprägt durch bildungsphilosophische Überlegungen im Sinne sokratischer Mäeutik oder des freien kreativen Denkens nach Whitehead.
Barbara Schellhammer legt einen inhaltlich dichten Grundlagentext vor, der Theorie und Praxiserfahrung auf inspirierende Weise verbindet und den Leser einlädt, sich in persönlicher Selbstreflexion immer wieder neu und kritisch an einer zutiefst unübersichtlichen Welt zu reiben.
TA-Fazit: Sehr empfehlenswert für Lehrende in der Erwachsenenbildung.
Barbara Schellhammer: Wie lernen Erwachsene (heute)? 184 Seiten, Beltz Juventa, Weinheim 2017,
19,95 Euro.