Vielen unter Spardruck stehenden Firmen bleibt heutzutage nichts anderes übrig, als bei der Weiterbildung den Roststift anzusetzen. Leicht verständlich, dass sie in dieser Lage wenig Neigung verspüren, für etwas in die Tasche zu greifen, dessen Nutzen noch nicht ein-mal sicher ist. Das Thema Evaluation wird deshalb in der Branche heiß diskutiert. Mit dem Begriff 'Evaluation' verhält es sich allerdings ähnlich wie mit vielen anderen Schlagworten: Alle führen den Begriff im Munde, die meisten haben aber nur wenig Ahnung, was sich dahinter verbirgt. Folglich wird fleißig aneinander vorbeigeredet, und Vorurteile im Umgang mit der Thematik sind weit verbreitet. Jost Reischmann, Professor für Andragogik an der Universität Bamberg, hatte offensichtlich genug von der ewigen Diskussionsschleife, als er sein Lehrbuch 'Weiterbildungs-Evaluation: Lernerfolge messbar machen' schrieb: Das Buch soll klarstellen, was unter Evaluation zu verstehen ist, was für das Evaluieren spricht, welche Möglichkeiten der Evaluation von Trainingsmaßnahmen es gibt und welche Probleme dabei auftreten können.
Evaluation meint nach Reischmann das methodische Erfassen und Bewerten von Prozessen und Ergebnissen zum besseren Verstehen und Gestalten einer Praxis-Maßnahme im Bildungsbereich durch Wirkungskontrolle, Steuerung und Reflexion. Reischmanns Aufforderung an den Leser: Probiert es am besten so bald wie möglich selbst aus!
Entsprechend kompakt und mit vielen praktischen Übungsaufgaben versehen kommen die meisten seiner Erläuterungen daher - etwa der Vergleich unterschiedlicher Evaluationstypen (z.B. Selbst- und Fremdevaluation, hypothesenprüfende und hypothesengenerierende Evaluation) sowie die Diskussion unterschiedlicher Reichweiten der Evaluation (z.B. was überhaupt auf welche Weise erfasst und bewertet werden kann, wie die Meinung der Kursteilnehmer, ihr Wissen, die Wirkung des Kurses etc. zu analysieren sind).
Während bereits im ersten Teil des Buches einige Methoden wie Breitenevaluation, Ablaufevaluation oder die Arbeit mit dem Kursbeurteilungsbogen KBB, der dem Buch auch als CD-ROM beigelegt ist, besprochen werden, um den Leser möglichst rasch zum Nachmachen zu animieren, geht es im abschließenden Teil an die konkrete Planung und Durchführung von Evaluationen. Wie führt man z.B. eine Zielanalyse durch? Wie werden qualitative Daten ausgewertet? Welche Schwierigkeiten können bei der Interpretation der Ergebnisse auftreten?
Wer das Buch gründlich durchgearbeitet hat, darf von sich behaupten, über die Grundlagen des Evaluierens im Bilde zu sein, und wird sich an die Umsetzung des Gelernten trauen. Doch bei aller Praxisnähe, das Grundlagenwerk kann freilich nur den Anstoß dazu geben, erste Schritte in Sachen Evaluation zu unternehmen. Nicht umsonst versieht der Autor seinen Leser zum Abschluss denn auch mit einer Liste interessanter Internet-adressen zum Thema.
Fazit: Ein Buch, das seinem Anspruch gerecht wird, dem Modebegriff Evaluation das Nebulöse zu nehmen, und das den Leser zur Anwendung animiert.
Von Jost Reischmann, 306 S., kart., Luchterhand, Neuwied/Kriftel 2003, ISBN 3-472-05231-7, 25,- Euro.