Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte: Das sind die Grundprinzipien der Gewaltfreien Kommunikation (GfK). Verinnerlicht man diese vier Begriffe, gelingt Kommunikation – so das Versprechen Marshall Rosenbergs, der dieses Konzept entwickelte. Doch obwohl diese vier Prinzipien einfach zu verstehen sind, sind sie in der Praxis nicht leicht umzusetzen. Hier hilft dieses klar formulierte Buch: Die erfahrenen Autorinnen, beide in den USA anerkannte GfK-Trainerinnen, illustrieren darin die ungewohnte Art zu kommunizieren anhand vieler kleiner Fallbeispiele.
Hilfreich für die Anwendung sind zudem die zahlreichen Übungen zum Selbsttest, etwa um herauszufinden, ob der Satz 'Sie sind wieder zu spät' eine Beobachtung oder eine Interpretation ist. Schnell wird dem Leser klar, wie etwa die Aussage 'Bei den letzten drei Besprechungen kamen Sie 15 Minuten später als vereinbart' oft die Kommunikation erschwert. Wenn dann noch Äußerungen fallen wie 'Ich fühle mich manipuliert', die dem anderen die Verantwortung für die eigenen Gefühle geben, wird es schnell angespannt. Strukturiert und nachvollziehbar zeigen die Autorinnen, wie man Gefühle von 'Gefühlsgedanken' unterscheidet.
Auch fürs Coaching interessant ist der Ansatz, mit 'Selbst-Empathie' eigenen Schuld- und Schamgefühlen auf den Grund zu gehen, die es vielen schwer machen, sich der Kritik anderer zu stellen. Leichter wird dies, so zeigen die Autorinnen, wenn sich mit dem Modell des 'inneren Entscheiders' und des 'inneren Kritikers' Mitgefühl für die eigenen Bedürfnisse entwickelt lässt, die hinter vielleicht schlechten Entscheidungen standen.
An vielen Beispielen aus dem Alltag und dem Familienleben wird beschrieben, wie es gelingt, den eigenen Bedürfnissen auf die Spur zu kommen und diese offensiv zu vertreten. Statt den Auslöser des Ärgers zu bestrafen, geht es darum, die eigenen unerfüllten Bedürfnisse in einer konkreten, positiv formulierten Bitte zu äußern. Wird so gewaltfrei kommuniziert, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Parteien konstruktiv einigen, statt den Ärger zu schlucken oder einen Streit vom Zaun zu brechen. Obwohl es zunächst unrealistisch klingt, führt dieses Denkmodell damit zur intensiveren Verbindung mit Kommunikations- oder Konfliktpartnern.
TA-Fazit: Ein sehr klares, leicht lesbares und hilfreiches Buch zu einem herausfordernden Kommunikationsmodell.
(Hubert Kuhn)Jane M. Connor, Dian Killian: Verbindung herstellen – Trennendes überbrücken: 336 S., Junfermann, Paderborn 2014, 29,90 Euro -
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