Eine möglichst systematische Handlungsanweisung - sie beruhigt und gibt Sicherheit. Man greift gerne darauf zurück, auch wenn die Erfahrung lehrt, dass sich die eigenhändige Umsetzung letztlich doch als erheblich kniffliger erweist. Das gilt für Gebrauchsanweisungen von Ikea - und ebenso für die Vielzahl von How-to-do-Büchern, die sich auch in Trainerkreisen einer offenbar ungebrochenen Beliebtheit erfreuen.
So ist es nur konsequent, dass Herausgeber Christof Obermann unter dem Titel 'Trainingspraxis' nunmehr ein zweites Buch nachlegt, das 20 weitere Beispiele für praxiserprobte Seminar- und Workshop-Konzepte von etablierten Trainern vorstellt. Auf den ersten Blick beeindruckt die stringente und detaillierte Aufbereitung: Zielgruppe, Seminarziele und -inhalte sind vor jedem Konzept zusammenfassend aufgeführt, ein genauer Zeitablauf führt durch die einzelnen Phasen, Übungen und deren Ziele werden erläutert. Häufig finden sich als
O-Ton zitierte Passagen, wie der Trainer Einführungen, Überleitungen und die Interpretation der Ergebnisse gestalten kann.
Doch so systematisch die Aufbereitung der einzelnen Konzepte ist: Inhaltlich fehlt dem Buch der rote Faden. Über Führung, Verkauf, Persönlichkeits- und Unternehmensentwicklung, Kreativität und Kommunikation wollte der Herausgeber das gesamte Spektrum zentraler Weiterbildungsthemen abdecken. Ein unmögliches Unterfangen, das zwangsläufig dazu führt, dass die Auswahl der Konzepte einigermaßen willkürlich wirkt. Die Beschreibungen reichen vom Workshop zur Ermittlung des unternehmensweiten Qualifizierungsbedarfs über das Training der Schlagfertigkeit bis zum Seminar zur persönlichen Zielfindung. Zudem werden Konzepte zu Themen wie Körperbewusstsein für Führungskräfte, Kundenzufriedenheit und Mitarbeitermotivation im Autohaus, Konfliktbearbeitung mit NLP, Vorbereitung von Mitarbeitern auf Auslandseinsätze und wertorientierte Unternehmensführung vorgestellt. Insgesamt handelt es sich bei den Konzepten aber nicht allein um eine etwas bizarre Mischung an Themen, sondern auch um einen reichlich heterogenen Mix an eingesetzten Instrumenten und Lehrmethoden, die letztlich seitens des Trainers gänzlich unterschiedliche Kompetenzen, Erfahrungen und Qualifikationen voraussetzen.
Spätestens an diesem Punkt stellt sich die Frage: Wer liest und nutzt dieses Buch? Erfahrene Trainer, denen es punktuell als Think-Tank und Ideengeber dient: okay. Anfänger und 'Auch-Trainer', die glauben, allein mit dem beschriebenen Konzept an der Hand könne man nun zu jedem der Themen ein halbwegs passables Seminar abhalten: bitte nicht.
Fazit: Ein How-to-do-Buch, das keine Trainingspraxis ersetzt - auch wenn es so heißt.
Von Christof Obermann (Hrsg.), 384 S., geb., Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2002, ISBN 3-7910-1996-1, 39,95 Euro.