Der 'Mythos Team' verblasst. Der Grund: zu viele enttäuschende Erfahrungen von Teams statt der erhofften Erfolgsstories. Aus der Montagelinie oder der Putzkolonne wird mit dem neuen Etikett eben noch lange kein Hochleistungs-Team.
Auf was es bei der Zusammenarbeit im Team ankommt, wollen die Autoren Willy Christian Kriz und Brigitta Nöbauer in ihrem Buch 'Teamkompetenz' zeigen. Die Autoren, wissenschaftlich vor allem in der Systemtheorie beheimatet, verarbeiteten für ihr Werk eine Vielzahl an Literatur. Der Leser erhält somit einen breiten Überblick, z.B. darüber, was an Merkmalen von Teams diskutiert wird. Als Ergebnis hierzu schließen sich die Autoren der griffigen Definition von Jon R. Katzenbach und Douglas K. Smith an: 'Ein Team ist eine kleine Gruppe von Personen, deren Fähigkeiten einander ergänzen, und die sich für eine gemeinsame Sache, gemeinsame Leistungsziele und einen gemeinsamen Arbeitsansatz engagieren und sich gegenseitig zur Verantwortung ziehen.'
Unter Team-Kompetenz verstehen Kriz und Nöbauer die Fähigkeit eines Teams, erfolgreich zu sein, positive Beziehungen zu entwickeln und dauerhaft zu bestehen. Dabei wird Team-Kompetenz nicht als individuelle Fähigkeit gesehen, sondern als eine zu entwickelnde Qualität in der Zusammenarbeit. Das Team soll seine Prozesse selbststeuernd an sich verändernde Umweltanforderungen anpassen. Dies gelingt durch die Umsetzung von Peter Senges Disziplinen einer lernenden Organisation: Personal Mastery, mentale Modelle, gemeinsame Visionen, Teamlernen und Systemdenken. Mit dieser Auffassung von Team-Kompetenz heben sich die Autoren ab von 'Team-Tool'-Ratgebern und individualisierenden Charakter-Checklisten. Gleichzeitig wird aber auch die sehr theoretische Perspektive deutlich.
Der zweite Teil des Buches, der sich dem Erwerb von Teamkompetenz widmet und auf dem Modell des 'erfahrungsorientierten Lernens' basiert, ist praxisorientierter. Zentral ist hier die Beschreibung des Lernens über intensive Erlebnisse, die bewertet und zu allgemeinen Konzepten werden. Insbeson-dere Schlüsselqualifikationen werden nicht als 'Produkte' nur kognitiv gespeichert, sondern durch eigene Lern-Prozesse erworben. Konsequenz: Der Schwerpunkt in Fortbildungen wird auf erlebnisintensive Übungen mit entsprechender Reflexion gelegt. Die Nachbesprechung oder das 'Debrief' ist für die Autoren wesentlich, um aus der Erfahrung zu lernen. Wie dies gehen kann, zeigen sie mit verschiedenen Lernformen.
In der Materialsammlung finden sich neben bekannten Warming-ups viele interessante, neue Team-Übungen und Planspiele. Die Instruktionen und Kopiervorlagen laden zur Umsetzung ein.
Fazit: Eine interessante systemisch-konstruktivistische Ausführung zum Thema Team-Kompetenz mit pädagogisch umsetzbaren Übungen.
Von Willy Christian Kriz und Brigitta Nöbauer, 260 S., brosch., Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 3-525-46162-3, 29,90 Euro.