Rezension: Systemisches Coaching

Systemisch ist 'in', Coaching ist 'in'. Warum nicht beides zusammen nehmen, zentrale Begriffe alphabetisch geordnet definieren und ihre Umsetzung im Coaching verdeutlichen? Diesen Anspruch stellen sich die Autoren Gabriele Müller und Kay Hoffman. Von A wie Absicht, B wie Beziehung über Herz, Macht und Veränderung geht es in ihrem Buch 'Systemisches Coaching' in insgesamt 27 Stationen schließlich zu Ziel und Zufall. Die jeweiligen Begriffe werden dabei untersucht nach Philosophie, Fragen aus der Beratungspraxis, Managementstrategien, Coachingtechniken und dem systemischen Ansatz. Unklar bleibt dabei, ob mit Managementstrategien die Führung in Organisationen oder der gezielte Einsatz des Begriffes gemeint ist.
Die willkürliche, nicht erläuterte Auswahl der Begriffe könnte akzeptabel sein, wären sie angemessen gefüllt. Dies allerdings ist nur teilweise der Fall.
So wird 'Beziehung' im philosophischen Teil beschrieben als 'interagierende Psychen'. Die Fragen aus der Beratungspraxis verharren auf Kontakt, Verbindung und Eingebundensein. Der Ansatz der 'Beziehungsklärung' mit all seinen Schwierigkeiten, Herausforderungen und auch Chancen wird hingegen bei der Begriffsklärung völlig außer Acht gelassen.
In ähnlicher Oberflächlichkeit werden auch andere Begriffe abgehandelt, oft Kraut und Rüben durcheinandergeworfen mit gelegentlichen guten Ideen. Das ausführliche Literaturverzeichnis ist leider nur punktuell im Text verankert.
Interessante Ansätze liefert in der Lektüre das Vorwort von Gunther Schmidt. Hier wird die Illusion der strategischen Planbarkeit und Kontrollierbarkeit von komplexen Prozessen wie zum Beispiel einer Beratung kritisiert, ebenso wie die epidemische Erfolgshysterie vieler Unternehmen. Schmidt betont, dass die Bedürfnisse von Achtung, Geborgenheit, Teilhabe an einem größeren Sinn aus einem System und einem Unternehmen nicht verbannt werden dürfen. Coaching könne durchaus einen wichtigen Beitrag dazu liefern, solche Themen zu integrieren. Im Unterschied zu anderen 'marktschreierischen' Handbüchern wird das vorliegende als erfreulich 'leise und ruhig' empfohlen. Nur schade, dass nicht mehr daraus geworden ist!

Fazit: Eine Buch, das still und leise in der Versenkung verschwinden wird - da theoretisch unausgegoren und von geringem praktischen Nutzen.

Von Gabriele Müller und Kay Hoffman, 252 S., geb., Carl-Auer-Systeme, Heidelberg, 2002, ISBN 3-89670-270-X, 25,90 Euro.