Es gibt Trainer, die fahren in Urlaub, um sich von den Strapazen des Traineralltags zu erholen. Andere schreiben
ein Buch: Das 100-Seiten-Resultat von Jürgen Schwiers und Volker Kurzweg liegt nun unter dem Titel 'SeminarModeration' als achter Band der Windmühlen-Reihe 'Moderation in der Praxis' vor.
Die Autoren, beide seit Jahrzehnten in der Bildungsarbeit tätig, sind angetreten zu zeigen, wie sich die bereits Ende der 60er Jahre entwickelte Moderationsmethode des 'Quickborner Teams' für eine erfolgreiche Seminargestaltung einsetzen lässt. Besonders wichtig ist ihnen, den Zusammenhang von Seminargestaltung und Moderationsmethode herauszuarbeiten. Hierzu skizzieren sie zunächst die Grundlagen einer partizipativen und subjektbezogenen Seminararbeit, zeigen im nächsten Schritt die Besonderheiten der Moderationsmethode auf und bringen anschließend beide Elemente zusammen.
Das Fazit von Schwiers und Kurzweg: Moderation bietet sich für fast alle Phasen des Seminars an - für den Einstieg, die Abstimmung über zu bearbeitende Themen und den Verlauf des Seminars ebenso wie für den Erfahrungsaustausch, den Überblick über Entscheidungsalternativen, das Vorbereiten von Vereinbarungen sowie für Präsentationen aller Art. Ausdrücklich ungeeignet sei die Methode hingegen für die Vermittlung jeglicher Inhalte. Ein langer Weg zu einer Erkenntnis, die inzwischen schon zum Allgemeinwissen des Trainers zählen und lediglich für ab-solute Newcomer einen Neuigkeitswert bereit halten dürfte.
Die von den Autoren dargestellten Moderationstechniken beschränken sich auf Klassiker wie Begrüßungsplakat, Namensschild, Gruppenspiegel, Zielplakat, Seminarablauf-Plan, Problemspeicher, Blitzlicht und die oftmals geforderte, aber heikel umzusetzende Schreibübung. Neben der Schilderung von Visualisierungstechniken führen die Autoren in das Arbeiten mit prozessleitenden Fragen ein und unterscheiden zwischen Anwärm-, Karten-, Zuruf- und Punktfrage. Zahlreiche - zum Teil jedoch wenig ansprechend gestaltete - Abbildungen veranschaulichen
zwar den Inhalt, zeigen aber einmal mehr, dass Schwiers und Kurzweg nicht über das Standardrepertoire hinausgehen.
Sechs Seminardarstellungen sollen dem Moderationsanfänger schließlich einen Einblick in die Praxis verschaffen. Die einzelnen Seminarphasen werden chronologisch beschrieben, was sicherlich dazu dient, einen authentischen Eindruck zu vermitteln. Auf Dauer ermüdet jedoch das deskriptive Vorgehen und lässt eine anwendungsfreundlichere Strukturierung vermissen. Die zuweilen hilfreichen Praxistipps finden sich nämlich verstreut in allen Seminarbeispielen, ebenso die Anregungen zum Umgang mit kritischen Situationen. Positiv hervorzuheben ist indes eine tabellarische Übersicht am Ende eines jeden Kapitels, in der die einzelnen Seminarphasen dem jeweils passenden Moderationsinstrument zugeordnet sind. Z.B. regen Schwiers und Kurzweg an, die Bestandsaufnahme zum Seminarthema mit Hilfe der doppelten Kartenfrage in Verbindung mit Einzel- und Kleingruppenarbeit zu machen, die Unterthemen zu clustern und in einem Themenspeicher zu sichern.
Leider ist die Lektüre durchsetzt mit Allgemeinplätzen und unpräzisen Formulierungen à la 'Ein Mensch unternimmt nichts, von dem er weiß, dass es ihm schadet'. So wie die Moderationstechnik will eben auch das Bücherschreiben gelernt sein!
Fazit: Zahlreiche andere Bücher zum Thema Moderation auf dem Markt sind übersichtlicher, umfassender und anwendungsfreundlicher konzipiert als dieses.
Von Jürgen Schwiers und Volker Kurzweg, 101 S., brosch., Windmühle GmbH, Hamburg 2004, ISBN 3-922789
-89-7, 19,90 Euro.