Auch wenn der Bundespräsident die Kompetenz der Menschen als wichtigste Ressource in einem rohstoffarmen Land bezeichnet, in Deutschland wird das Personal in der öffentlichen Diskussion nach wie vor als Kostenfaktor gesehen. Beide Positionen verzichten in ihrer Argumentation aber auf einen Nachweis, der sich auf messbare Kriterien stützt. Sowohl die Betrachtung der Lohnnebenkosten als auch der berufsbildungspolitische Optimismus greifen zu kurz und liefern nicht die erforderlichen Daten für unternehmerische Entscheidungen.
An dieser Stelle setzt der Forschungsbericht von Jac Fitz-enz, dem Gründer des Saratoga Instituts, an. Der Autor will in seinem Buch 'Renditefaktor Personal' zeigen, wie Daten bezüglich des Humankapitals auf sinnvolle Weise zusammengeführt werden können, um so den Return on Investment (ROI) des menschlichen Faktors messbar zu machen.
Die traditionelle Buchführung ist nach Auffassung des Autors gänzlich ungeeignet, um die richtigen Weichen für zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen. Er empfiehlt als Ergänzung eine neue Form von Gewinn- und Verlustrechnung, in der personalrelevante Daten wie Fluktuation, Fortbildung, Vergütung und Personalbeschaffung den umsatzbezogenen Indizes gegenübergestellt werden. Jac Fitz-enz ist sich dabei des Problems bewusst, dass es letztlich unmöglich ist, das gesamte Spektrum der menschlichen Potenziale in einem Unternehmen betriebswirtschaftlich abzubilden. Es sollte aber, so meint er, zumindest der Versuch unternommen werden, auch qualitative Faktoren in einen operationalisierbaren Prozess zu überführen.
Nachdem er im ersten Kapitel den Begriff des Humankapitals umreißt, stellt der Autor im zweiten Kapitel eine Verbindung zwischen Unternehmenszielen und Humankapital her. Zahlreiche Formeln zur Messung der Wertschöpfung des Humankapitals folgen in den weiteren Kapiteln. Eine direkte Anwendbarkeit der Controllingansätze scheint jedoch fraglich, da den vorgestellten Verfahren häufig die Prägnanz fehlt. Entgegen der Ankündigung des Autors sind die auf das Humankapital bezogenen Berechnungsansätze quantitativ orientiert und damit eher traditionell ausgerichtet. Ob der ROI der Mitarbeiter damit tatsächlich erhöht werden kann, muss bezweifelt werden.
Fazit: Umfangreiche Formelsammlung, aber kein Durchbruch im Bereich des qualitativen Humankapitalcontrollings.
Von Jac Fitzenz, 304 S., geb., Campus Verlag, Frankfurt/NewYork 2003, ISBN
3-593-37062-X, 49,90 Euro.