Herzrasen, feuchte Hände, Denkblockaden: Für viele Menschen ist das Sprechen vor Publikum mit Angst besetzt. Mit seinem Buch 'Präsentationstraining' will Dieter Gerhold Trainern, Gruppenleitern sowie Lehrern einen Praxis-Leitfaden an die Hand geben, mit dem sich die Lust am Vortragen üben lässt. So hat der Autor in seinem Übungs- und Spielehandbuch 32 Übungen mit mehr als 100 Varianten zu zentralen präsentationsrevelanten Aspekten wie Gestik und Mimik, Strukturierung des Vortrags, Argumentation und Schlagfertigkeit sowie freie Assoziation und Visualisierung zusammengetragen, die das (Sich-)Präsentieren vor dem Publikum mit viel Spaß vermitteln sollen.
Die Übung 'Augenblick mal' etwa setzt auf Kinderreime und Zungenbrecher. Indem die Präsentatoren Sprüche wie 'Eine kleine Mickey-Mouse zog sich mal die Hosen aus, zog sie wieder an und du bist dran' vor Zuhörerschaft aufsagen, soll ihnen eines deutlich werden: Ob die Botschaft einer Äußerung ankommt, entscheidet vor allem der Blickkontakt. Das ist leichter gesagt als getan, liegt es doch in der Natur der meisten Menschen, beim Reden oder Nachdenken aus dem Blickkontakt zu gehen. Eine andere Übung lautet 'Mahlzeit', soll aber den Appetit verderben: Denn wer einmal beim Vortragen nach jedem Wort hemmungslos schmatzen musste, der wird nervtötende 'Ähs' und andere artikulatorische Störungen wie Räuspern, Hüsteln oder Schniefen künftig - hoffentlich - unterlassen.
Mit einer weiteren Übung will Gerhold zeigen, dass auch der Ton bei Präsentationen die Musik macht. Die Präsentations-Übenden werden aufgefordert, Vorträge in einem ungehalten gebieterischen, unterwürfigen oder überfürsorglich verhätschelnden Tonfall vorzutragen. Durch die Reaktion der Zuhörenden soll ihnen bewusst werden, wie sich durch die Stimmlage beim Vortrag die Beziehung zum Publikum letztlich gestalten lässt. Der vom Autor beschworene Unterhaltungswert der Übungen steht und fällt natürlich mit der Phantasie und Lockerheit der Übungsgruppe. Als kräftige Spaßbremse jedoch wirkt die konzeptionelle Unausgegorenheit des Buches. Zwar sind die Übungen einheitlich strukturiert, in Rubriken wie 'Aufbau', 'Vorbereitung', 'Durchführung', 'Schwierigkeitsgrad', 'Spaßfaktor', 'Erläuterungen', 'Nutzeffekte', 'Varianten' u.a. untergliedert und in Checklisten-Format angelegt. Allerdings finden sich grundlegende Anregungen, beispielsweise zum richtungsweisenden Feedback und zum Umgang mit den 'Aus-der-Spur-Geratenen', in jedem Kapitel erneut wieder. Gerhold hätte gut daran getan, diese Punkte zentral in einem Einleitungsteil zu behandeln, vergleichbar dem Leitfaden zur Auswertung der Übungen am Ende des Buches. Kritisch zu betrachten sind zudem die unrealistischen Zeitangaben des Autors für die einzelnen Übungen. Seine Kategorisierung der Übungen in verschiedene Spaßfaktoren mutet zudem sehr willkürlich an.
Fazit: Ein auf Spaß gebürsteter schmaler Band mit anregenden Ideen für Präsentatoren, der konzeptionell wie gestalterisch jedoch unübersichtlich daherkommt.
Von Dieter Gerhold, 135 S., kart., Junfermann Verlag, Paderborn 2003, ISBN 3-87387-552-7, 16,50 Euro.