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Rezension: Personzentriertes Coaching und Supervision

Von Ursula Straumann und Christiane Zimmermann-Lotz (Hrsg.), 255 S., brosch., Asanger, Kröning 2006, ISBN 3-89334-455-1, 29,50 Euro.

Die theoretischen und methodischen Schulen von Supervision sind vielfältig: Psychoanalyse, systemische Familientherapie, Psychodrama, Gestalttherapie, Gruppendynamik und NLP sind die bekanntesten. Um die Methode der personzentrierten Gesprächspsychotherapie nach Carl R. Rogers ist es hingegen ruhig geworden. Zu Unrecht, meinen Ursula Straumann und Christiane Zimmermann-Lotz. Denn ihrer Meinung nach eignet sich Rogers humanistischer Ansatz bestens als theoretisches Fundament für Coaching und Supervision. In dem von ihnen herausgegebenen Buch 'Personzentriertes Coaching und Supervision - ein interdisziplinärer Balanceakt' zeigen sie, wie Supervision und Coaching à la Rogers funktioniert.

Rogers geht in seiner Theorie der Gesprächspsychotherapie davon aus, dass seelische Störungen in erster Linie durch unterdrückte Gefühle und Bedürfnisse entstehen. Wichtig ist es daher für die psychosoziale Gesundheit des Menschen, dass er sich seiner Gefühle und Wünsche bewusst wird und lernt, angemessen mit ihnen umzugehen. Dafür ist ein Umfeld notwendig, das möglichst frei von Zwängen ist. Übertragen auf Supervision und Coaching bedeutet das: Der Supervisor bzw. Coach muss seinen Klienten wertschätzen, offen sein für dessen Wünsche und vor allem authentisch.

Neben unterdrückten Gefühlen und Bedürfnissen können auch Erfahrungen, die dem Selbstkonzept widersprechen, die psychosoziale Gesundheit beeinträchtigen. Der Mensch erfährt dann Inkongruenz, wie Rogers es ausdrückt. Auslöser dafür können zum Beispiel Konflikte mit dem Vorgesetzen oder veränderte Arbeitsabläufe sein. Der personzentrierte Supervisor fragt sich daher in der Diagnostik: Welche Inkongruenzdynamik entsteht aus der Person des Klienten? Welche Inkongruenzen ergeben sich aus seiner Rolle? Welche aus dem System? Die Wahrnehmung offener oder verdeckter Inkongruenzen wird als Kernkompetenz in der Supervision angesehen.

Erfahrungsbezogene Aspekte werden beim personzentrierten Ansatz ebenfalls berücksichtigt. Ethische Dilemmata etwa, die sich aus Widersprüchen zwischen ökonomischen Interessen der Organisation und individuellen Zielen des Klienten ergeben. Oder Erfahrungen mit sexueller Belästigung oder Mobbing am Arbeitsplatz. Wie der personzentrierte Coach/Supervisor solche Erfahrungen des Klienten aufarbeiten kann, zeigen die Herausgeberinnen anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis.

Fazit: Nicht nur für Anhänger des gesprächszentrierten Vorgehens nach Rogers ein interessantes Buch, das die Balance von Person, Beziehung und Kontext im Einzelsetting aufzeigt.
Autor(en): (Hubert R. Kuhn)
Quelle: Training aktuell 01/07, Januar 2007
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