Welcher Trainer oder Coach ist nicht ständig auf der Suche nach 'kreativen Wunderkisten', die ihm Impulse für neue Ideen geben? Egal, ob für Klein- oder Großgruppen, zum Aufwärmen oder zur Konfrontation - viele Teilnehmer haben bereits etliche Seminare hinter sich, erwarten aber jedes Mal wieder den ultimativen Kick und das durchschlagende Aha-Erlebnis.
Das Buch 'Neue gruppendynamische Übungen' von Dr. Helmar Dießner verspricht solche innovativen Übungen zur 'motivierenden, herausfordernden und selbst reflektierenden' Beschäftigung mit dem eigenen Spiegelbild. Doch nur bedingt wird das Versprechen eingehalten. Denn die Aufgaben zum Kennenlernen, zur Gruppenbildung oder zum Komplex 'Selbst- und Fremdwahrnehmung' sind zwar gut in Trainings anzuwenden, sie sind aber nicht neu.
Zudem täuschen Titel und Titelbild der Lektüre: Einige Übungen sind gar nicht oder nur teilweise gruppendynamisch orientiert. Sie müssen zuerst alleine 'an einem Ort der Ruhe' bearbeitet werden, erst danach trifft sich die Gruppe im Plenum wieder. Das Umschlagfoto wiederum - Kajak fahren in einem Wildwasserfluss -, zeichnet ein falsches Bild, da Outdoor-Übungen nur in den Varianten 'Barfuß im Freien', 'Entspannen im Freien' oder 'Malen Sie Ihr Portrait' vorkommen.
Die Übungen werden in strukturierter Form dargestellt: Zu Beginn werden in Stichworten zunächst die Ziele und das benötigte Material beschrieben. Dann erhält der Trainer einen Vorschlag für die Ein- und Durchführung der Übung mit Zeitangabe. Dem folgen Fragen zur Reflexion im Plenum sowie Modifikationsideen. Dazwischen ist Platz für Notizen.
Ein Beispiel in Kurzform: Ziel der Übung 'Sketch' ist die Schärfung von Selbst- und Fremdwahrnehmung, Identität und Selbstdarstellung. Außerdem sollen die Teilnehmer auf die verbale und nonverbale Kommunikation achten. Dafür tritt ein Teilnehmer aus der Runde auf die Bühne und stellt die Stärken dar, die sein größtes Kapital im beruflichen Alltag sind. Requisiten aus einer 'Schatztruhe' - Hüte, Schirme oder farbige Marker - sollen ihm dabei helfen, seine Persönlichkeit spielerisch darzustellen. Mit einem Schirm könnte er z.B. seine Mitarbeiter antreiben, die Requisite lässt sich aber auch als Symbol für Vorausdenken ('Es könnte regnen, daher nehme ich einen Schirm mit.') nutzen. Danach werden Fragen wie 'Waren Sie nervös?', 'Wie gewichten Sie genannte Aspekte?' oder 'Was war das Positive an dieser Übung?' mit allen Gruppenteilnehmern diskutiert.
Fazit: Die Übungen sind zwar nicht neu und auch nicht immer zur Bearbeitung in der Gruppe gedacht. Aber sie sind gut aufgebaut und eignen sich hervorragend als Materialsammlung.
Von Dr. Helmar Dießner, 254 S., brosch., Junfermann Verlag, Paderborn 2004, ISBN 3-87387-572-1, 19,90 Euro.