Das Assessment-Center (AC) ist zwar unstrittig eine effektive Methode der Personalauswahl, der damit verbundene finanzielle und zeitliche Aufwand ist allerdings immens. Was liegt da näher als der Wunsch, diese Nachteile nicht zu haben und trotzdem in der Lage zu sein, den Vorteil der anforderungsbezogenen Eignungsdiagnostik zu nutzen? Diesem Wunsch zu entsprechen , ist wohl das Anliegen der so genannten multimodalen Personalauswahl, die sich als Alternative zum aufwendigen AC versteht.
Die Autorin Heidrun Hufnagl führt in ihrem Buch 'Multimodale Personalauswahl' inhaltlich keine grundlegenden Unterschiede auf, wenn sie die multimodale Personalauswahl vom AC-Verfahren abgrenzt. Der Unterschied liegt vielmehr in der Zeitplanung: Aus dem üblicherweise über zwei Tage dauernden AC werden einzelne Module herausgelöst, sodass diese innerhalb eines Tages durchführbar sind. Assessment-Center light, wenn man so will. Verzichtet wird in der Regel auf die Anwendung von Tests.
Die Struktur und die entsprechenden Ausführungen des Buches orientieren sich am idealtypischen Aufbau des multimodalen Auswahlverfahrens. Zunächst muss ein Anforderungsprofil für die zu besetzende Stelle erarbeitet werden. Auf dieser Basis werden dann positionsspezifische Übungen erstellt, die die erforderlichen Kompetenzen verhaltensorientiert abbilden sollen. Ausführlich dargestellt wird auch die Notwendigkeit einer intensiven und fachlich fundierten Beobachtung und Beurteilung der bei den einzelnen Übungen gezeigten Verhaltensdimensionen. Hinweise auf typische Beobachtungsfehler, Tipps für die Erstellung von Bewertungsbögen und die Moderation einer Beo-bachterkonferenz werden ebenso gegeben wie Regeln für die angemessene Durchführung eines Feedbackgesprächs mit den Bewerbern.
Auf einzelne Module geht die Autorin näher ein: Neben der Art und Weise, wie ein Bewerberinterview geführt werden sollte, schildert sie Übungselemente wie Selbstpräsentation, führerlose Gruppendiskussion und verschiedene Varianten des Rollenspiels. Die Autorin gibt zahlreiche Beispiele, die zumindest als Anregung für die Erarbeitung anforderungsbezogener Rollenspiele dienen können. Das Buch schließt mit einem Kapitel über Möglichkeiten der systematischen Einführung und Eingliederung neuer Mitarbeiter in die Organisation.
Die Autorin schafft auf leicht verständliche Art einen schnellen Überblick über wichtige Fragestellungen der Personalauswahl. Eine Frage wird sich der in dieser Thematik nicht mehr ganz jungfräuliche Leser allerdings stellen: Wozu ein eigenes Buch zur multimodalen Personalauswahl? Eine Lektüre zum Thema AC mit ausdrücklichen Hinweisen, in welcher Weise eine Komprimierung auf einen Tag bei der Durchführung möglich sein könnte, wäre sinnvoller gewesen.
Fazit: Akzeptable Fast-Food-Kost zum Assessment-Center light namens multimodale Personalauswahl.
Von Heidrun Hufnagl, 139 S. , brosch., Lexika Verlag, Würzburg 2002, ISBN 3-89694-284-0, 18,- Euro.