Das Buch ist eine Art Seminar, das den Leser auf den neuesten Stand der lösungsfokussierten Kurztherapie bringen will. Es setzt sich aus aufgezeichneten Therapiesitzungen, theoretischen Blöcken und Kommentaren des Autorenteams zusammen.
Neben dem Prinzip der Einfachheit bilden 'Wunder' (mittlerweile) einen zentralen Aspekt der lösungsfokussierten Kurztherapie. Die Aufforderung an den Klienten 'Stellen Sie sich vor, heute Nacht geschieht ein Wunder, und das Problem, das Sie hierher geführt hat, ist verschwunden' soll ihn dazu animieren, sich Gedanken darüber zu machen, wie sein Leben ohne Schwierigkeiten aussehen würde. Dieses Bild soll so anziehend wirken, dass er alles ihm Mögliche unternimmt, um es zu verwirklichen. Sara etwa – die Klientin aus einem der Fallbeispiele – würde ein Wunder daran merken, dass sie morgens ohne Angstgefühl aufwacht und sich auf den Tag freut. Ihr Partner würde dem Braten vermutlich zunächst nicht trauen, aber Sara ist sich sicher, schon bald 'mehr Freude in seinen Augen sehen' zu können.
Nun reagiert aber nicht jeder 'Wanderer' auf ein Wunder, dem er begegnet, gleich, und so diskutieren die Autoren verschiedene Antworten und Verhaltensweisen, schlagen dem Therapeuten passende Fragen vor und gehen auf mögliche Blockaden ein. Dass an dem Buch sieben Therapeuten mitgewirkt haben, ist einerseits ein Vorteil. Verschiedene Blickwinkel werden aufgezeigt, teils sehr unterschiedliche Interpretationen vorgenommen. Der Nachteil des großen Autorenteams ist allerdings, dass einige Kapitel etwas abrupt beginnen oder enden. Ein zweites kleines Manko: Die auf dem Buchumschlag versprochenen 18 therapeutischen Prinzipien werden eher nebensächlich behandelt. Trotzdem: All jene, die sich mit Coaching beschäftigen, sollten einen Blick in das Buch werfen. Warum sich auf die Probleme konzentrieren, wenn das Bild von einem glücklichen Leben viel schöner ist?
TA-Fazit: Fast wunderbar.
Dagmar StaabSteve de Shazer und Yvonne Dolan (Hrsg.): Mehr als ein Wunder. Lösungsfokussierte Kurztherapie heute. 236 S., brosch., Carl-Auer, Heidelberg 2008, 24,95 Euro.