Von Rainer Zech, 243 S., geb., W. Bertelsmann, Bielefeld 2006, 34,90 Euro.
Der sperrige Begriff 'Lernerorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung (LQW)' beschreibt ein Verfahren, Qualität in Weiterbildungseinrichtungen sowohl zu entwickeln als auch zu überprüfen. Nach der ersten praktischen Anwendung des Verfahrens im Jahr 2001 ist es mittlerweile in Deutschland und Österreich das meisteingesetzte Tool zur Qualitätssicherung in der Weiterbildung. Ein grundlegendes Handbuch über den LQW-Ansatz war daher überfällig.
Das Besondere des LQW-Modells ist laut dem Verfasser, Professor Dr. Reiner Zech, die Konzentration auf den Lernenden: Während der Ansatz sich bei der Entwicklung von Weiterbildungs-angeboten ganz am Bedarf der Teilnehmer orientiert, ist er bei der Prüfung von Angeboten auf das Prinzip des 'gelungenen Lernens' ausgerichtet. Dieses stellt den subjektiv empfundenen Lernprozess der Teilnehmer in den Vordergrund. Es geht also darum, dem Lernenden ein Flow-Erlebnis zu vermitteln. Das erreicht dieser am ehesten, wenn er Lernerfolge stets in der Praxis oder in praxisnahen Übungen überprüfen kann.
Der Prozess der Qualitätsentwicklung nach dem LQW-Modell startet mit einer internen Evaluation, zum Beispiel einer Stärken/Schwächen-Analyse der Organisation. Dann erstellen alle Mitarbeiter gemeinsam ein Unternehmensleitbild und definieren, was für sie gelungenes Lernen bedeutet. Auf der Grundlage dieser Definition erfolgt die Planung und Durchführung erforderlicher Qualitätsentwicklungsmaßnahmen. Das können zum Beispiel Workshops oder Umstrukturierungsmaßnahmen sein. Dieser Prozess wird dokumentiert und mündet in die Ausformulierung eines Selbstreports. Der Selbstreport ist Gegenstand der externen Evaluation durch geschulte Gutachter. Diese besuchen zudem die Organisation, um die Ergebnisse des Qualitätsprozesses zu prüfen. Ist die Visite erfolgreich, endet der Qualitätsprozess mit einem Abschlussworkshop und der Aufstellung von strategischen Entwicklungszielen für die nächste Qualitätsperiode.
Das LQW-Modell hat sich in der Praxis bewährt, wie eine im Buch vorgestellte Studie unter Weiterbildungsorganisationen, die das Modell eingesetzt haben, zeigt. Nahezu alle der 245 befragten Organisationen bewerten das Verfahren positiv. Die größten Verbesserungen sehen sie im Qualitäts- und Projektmanagement. Ein weiteres häufig genanntes positives Resultat des Prozesses: Die Mitarbeiter kennen die strategischen Entwicklungsziele und können somit dass Controlling anhand konkreter Ziele und Aufgaben sinnvoll ausführen. Auch die Qualität des Lehr-Lern-Prozesses hat sich erhöht, gaben die meisten Organisationen an. Das merke man an der gestiegenen Zufriedenheit der Teilnehmer.
Allerdings zeigt die Studie auch, dass die meisten Weiterbildungsorganisationen keinen Blick in die Arbeitspraxis der von ihnen geschulten Teilnehmer werfen. Bezüglich der Evaluation vor Ort bestehe noch großer Nachholbedarf, resümmiert Autor Reiner Zech.
Fazit: Ein gelungenes Handbuch zu einem beeindruckenden Modell. Das Buch hilft, Qualität von Weiterbildung systematisch zu entwickeln.