Ein kühnes, nicht mehr nur innovatives, sondern schon revolutionäres Bild von Personalmanagement entwerfen Gabriele Hauer, Achim Schüller und Jochen Strasmann, allesamt Leiter von Personalabteilungen internationaler Unternehmen, in ihrem Buch 'Kompetentes Human Resources Management'.
Die Autoren sind davon überzeugt: Personalarbeit, wie sie die vergangenen 15 Jahre praktiziert wurde, wird es in Zukunft kaum noch geben. Vielmehr wird Personalarbeit als 'Human Resources Management' eine zentrale Funktion im Unternehmen erhalten. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass Human Resources Management zur Wertschöpfung des Unternehmens aktiv beitragen kann. Dies wiederum gelinge, wenn sich Personaler aktiv in die Strategie-Entwicklung der Unternehmensführung einschalten.
Laut Hauer, Schüller und Strasmann soll das Personalmanagement nicht wie bisher die 'Mittel' in Form von Qualifikationen zur Verfügung stellen, um fremdgesetzte Ziele zu erreichen, sondern diese Ziele mitgestalten. Dafür müsse es als 'Business-Partner' ernstgenommen werden.
Zentrales Argument für die Revolution des Personalwesens ist die Veränderung des Wirtschaftens durch die New Economy. Zukünftig bestimmen die Kriterien Geschwindigkeit, Ubiquität, Virtualität und Heterarchie, wer im 21. Jahrhundert erfolgreich ist. Konkret meint dies, die Konkurrenz zu überholen, (zumindest) als Führungskraft überall und ständig erreichbar zu sein und nicht nach Hierarchie, sondern mit rollierender Führung je nach situativ größter Kompetenz zu arbeiten. Organisationen werden zu hierarchiearmen oder sogar hierarchiefreien Gruppen aus Individuen, die jede Art von Struktur als Behinderung erleben.
Auch wenn dies sehr utopisch klingt, so beschreiben die Autoren zutreffend, dass Management sich von eindeutigen Antworten zunehmend verabschieden muss. Der 'one best way' mit Erfolgsgarantie wird ihrer Meinung nach abgelöst von 'Misch- oder Hybrid-Strategien' - das bedeutet sowohl flexible Kleinheit, als auch mächtige Größe, sowohl externes, als auch organisches Wachstum, sowohl Kooperation, als auch Konkurrenz... Es bedeutet aber auch situatives und kontextuelles Führen mit hoher Selbstkenntnis und Reflexionsfähigkeit. Wie solche durchaus neuen Fähigkeiten oder Potenziale gezielt geschaffen werden können, ist Aufgabe des Human Resources Management.
Neben der Schilderung der beschriebenen Vision wird das Buch auch konkret: Zukunftsorientiertes Personalmarketing, Recruitment-Methoden wie Personalberatung, Online-Recruitment und passende Auswahlinstrumente werden beschrieben. Zudem wird auf die Themen 'Greencard versus Outsourcing' und 'internes Headhunting' eingegangen.
Fazit: Ein visionäres, vielleicht auch utopisches Buch mit interessanten Anregungen für aktuelles Personalmanagement.
Von Gabriele Hauer, Achim Schüller und Jochen Strasmann, 158 S., brosch., Gabler, Wiesbaden 2002, ISBN
3-409-11814-4, 34,- Euro.
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