Rezension: Kommunikative Kompetenz im Business-Coaching

Hilfreich für das Verständnis von Coaching ist, seine Wurzeln in der griechischen Philosophie zu sehen. In der Moderne wird Niklas Luhmann zum geistigen Vorbild des Autors, dessen systemisches Modell er verständlich vermittelt und an einem konkreten Beispiel illustriert: Im Rahmen eines Veränderungsprozesses soll ein Bereichsleiter wegen seiner Konfliktschwäche entlassen werden. Der Coach wird beauftragt, mit einem neuen Kandidaten zu arbeiten, kann aber vorschlagen, eine Alternative zum Austausch der Personen zu wählen. In der Kontext­analyse zeigt sich, dass im Führungsteam eine Kultur der heimlichen Abwertung und Unverbindlichkeit herrscht und der Bereichsleiter nur das offensichtliche Symptom darstellt. Der Berater empfiehlt Einzelcoaching und Führungsteamentwicklung mit einer dreimonatigen Testphase, nach deren Ende immer noch personelle Maßnahmen ergriffen werden können. Dieser typische Coachingfall wird nachvollziehbar und praxisnah beschrieben.

Im Unterschied zu vielen anderen Coachingbüchern werden aber nicht nur Erfolgsgeschichten präsentiert, sondern auch Erfahrungen des Scheiterns. Der Coach will als 'Hofnarr' auch unerfreuliche Wahrheiten vermitteln können sowie als 'Bergführer' durch unübersichtliches und gefährliches Gelände leiten, allerdings braucht er dafür ein verlässliches Fundament: Kommunikation. Drei Dinge sind dafür erforderlich: solides Handwerkszeug, Vertrauen und kompetente Prozesssteuerung. Die inhaltlich anspruchsvolle systemische Fundierung formuliert der Autor praxisnah, so werden manche Sprachhülsen systemischer Berater entlarvt und dabei doch der Kern systemischer Beratung erklärt.

TA-Fazit: Wer sich für systemische Professionalität im Coaching interessiert, wird hier fündig. 

Walter Schwertl: Kommunikative Kompetenz im Business-Coaching. 176 S., Springer 2016, Wiesbaden. 24,99 Euro.