Medien

Rezension: Handbuch Beratungskompetenz

Es gibt mehr als 250 Beratungstheorien. Für den Praktiker nicht gerade übersichtlich. Ordnung in den Theorie-Wust wollen die Autoren Bernd-Joachim Ertelt und William E. Schulz bringen. In ihrem 'Handbuch Beratungskompetenz' beschreiben sie drei zentrale Richtungen: die psychodynamische, die kognitiv-behavioristische und die existential-humanistische Theorie.
In dem psychodynamischen Ansatz geht es darum, unbewusste Prozesse 'hinter dem Symptom' aufzudecken. Transaktionsanalyse, Gestalttherapie und Neurolinguistisches Programmieren werden als bekannteste Vertreter genannt. Die kognitiv-behavioristischen Konzepte betreffen die Steuerung innerer Prozesse. Probleme entstünden da-durch, dass Ereignisse auf irrationale innere Überzeugungen des Klienten treffen. Durch verkürzte Denkschemata wie 'Ich bin nur etwas wert, wenn ich für meine Leistung anerkannt werde' entstünden emotionale Schwierigkeiten. Daher hat Beratung in diesem Modell in erster Linie die Aufgabe, die Selbstbeschreibungen zu ändern. Der existenzial-humanistische Ansatz stützt sich vor allem auf die personzentrierte Therapie und auf die Logotherapie von Carl R. Rogers bzw. Viktor Frankl. Zentral dabei: die Geisteshaltung des Beraters, der dem Klienten mit Achtung, Empathie und Echtheit begegnet, um eine wirksame Beratungsbeziehung zu ermöglichen. So sind aufmerksames Zuhören, das Umschreiben des Anliegens und die Reflexion der Gefühle wichtige Methoden bei dem Ansatz.
Nachdem die Autoren die drei Grundtheorien dargelegt haben, gehen sie auf die 'multikulturelle Beratung' ein, nach der die Bedeutung des kulturellen Kontextes zentral für die Entwicklung einer Klienten-Identität ist, sowie auf die Beratungsansätze 'Microcounseling', 'Problemmanagement' und 'Lösungsorientierte Beratung'. Auch dem Thema 'Beratung in Berufsfindung und Arbeitsvermittlung' widmen die Autoren ein eigenes Kapitel. Demgegenüber lassen sie wichtige Beratungsansätze wie die systemische Beratung oder die psychoanalytisch orientierte Beratung leider aus, die für ein Handbuch zum Thema hätten unbedingt Erwähnung finden müssen.
Positiv hervorzuheben wiederum: Die Autoren machen darauf aufmerksam, dass eine Fixierung auf Methoden ungünstig ist. Womit sie recht haben, schließlich hängen laut Studien nur ca. 15% des Beratungserfolges von Modellen und Techniken ab. Viel wichtiger: die Ressourcen des Klienten, die Beziehung zum Berater und die Erwartung des Klienten.

Fazit: Die Lektüre bietet guten wissenschaftlichen Zugang zur Beratungstheorie. Für ein Handbuch wäre die Darstellung von weiteren Konzepten jedoch wünschenswert gewesen.

Von Bernd-Joachim Ertelt und William E. Schulz, 315 S., geb., Rosenberger Fachverlag, Leonberg 2002, ISBN
3-931085-36-8, 35,- Euro.
Autor(en): (Hubert R. Kuhn)
Quelle: Training aktuell 12/02, Dezember 2002
Wir setzen mit Ihrer Einwilligung Analyse-Cookies ein, um unsere Werbung auszurichten und Ihre Zufriedenheit bei der Nutzung unserer Webseite zu verbessern. Bei dem eingesetzten Dienstleister kann es auch zu einer Datenübermittlung in die USA kommen. Ihre Einwilligung bezieht sich auch auf die Erlaubnis, diese Datenübermittlungen vorzunehmen.

Wenn Sie mit dem Einsatz dieser Cookies einverstanden sind, klicken Sie bitte auf Akzeptieren. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung und den damit verbundenen Risiken finden Sie hier.
Akzeptieren Nicht akzeptieren
nach oben Nach oben