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Rezension: Gruppenprozesse verstehen

Team-Arbeit ist wesentlich anspruchsvoller und schwieriger als oft gedacht. Damit die Arbeit in Gruppen funktioniert, macht es Sinn, die psychologischen Verstrickungen und Abläufe innerhalb des Teams zu verstehen. Genau hier setzt das Buch 'Gruppenprozesse verstehen' an. Das Autorenteam Klaus Antons, Andreas Amann, Gisela Clausen, Oliver König und Karl Schattenhofer hat nämlich den Versuch unternommen, Gruppenprozesse in Teams nachzuvollziehen. Gegenstand der Forschung sind fünf eineinhalbjährige Fortbildungsgruppen zum Gruppenleiter des Deutschen Arbeitskreises für Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik (DAGG).
Demnach sind Teams und Gruppen am produktivsten, wenn sie arbeitsfähige Beziehungen zueinander entwickeln. Die Autoren gehen davon aus und belegen, dass jede Gruppe einen 'Kern-Kon-flikt' bearbeitet, sozusagen das zentrale Thema in ihrem 'gruppendynamischen Raum'. Die Dimensionen Zugehörigkeit, Macht und Intimität schaffen ihrer Ansicht nach einen Raum, in dem sich jede Gruppe in ihrer Eigenart verorten lässt. Doch nicht jede Gruppe entwickelt sich nach den normativen Phasen-Modellen von 'forming, storming...' oder 'Abhängigkeit - Gegenabhängigkeit - Interdependenz'.
Die Lektüre macht deutlich, dass es letztlich Aufgabe des Trainers ist, auf der Handlungsebene einen sicheren Raum für die Dynamik der Gruppe zu schaffen. Können Trainer nicht auf die spezifische Dynamik und den Prozess ihrer Gruppe eingehen, scheitern sie folglich mit ihren Patentrezepten.
Soll eine höhere Selbststeuerung der Gruppe erreicht werden, muss der Trainer dafür sorgen, dass die Gruppe ihr Tun reflektiert. Auch für die Reflexionsebene gibt es kein Patentrezept. Vielmehr geht es darum, auf der Gruppen- wie auf der individuellen Ebene dominante, blockierende Muster so zu unterbrechen, dass daraus gelernt werden kann. Konfrontationen, erläutern die Autoren, wirken dann, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt erfolgen, die Beziehung tragfähig genug ist, die Intervention eine ausreichende emotionale Intensität und realistische Veränderungsmöglichkeiten im Blick hat. Diese Gegensteuerung durch gruppendynamische Trainer mutet Einzelnen wie Gruppen die Irritation bisheriger Muster zu. Der Lohn, sich dem auszusetzen: wachsende Autonomie und eigene Autorität.

Fazit: Eine hervorragende Aufarbeitung der Theorie, Praxis und Erforschung von Gruppenprozessen. Ein Standardwerk für alle, die professionell mit Gruppen arbeiten.

Von Klaus Antons, Andreas Amann, Gisela Clausen, Oliver König und Karl Schattenhofer, 392 S., geb., Leske + Budrich, Opladen 2001, ISBN 3-8100-2996-3, 25,05 Euro.
Autor(en): (Hubert R. Kuhn)
Quelle: Training aktuell 04/02, April 2002
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