Um es gleich vorwegzunehmen: Vorliegendes Fachbuch beschäftigt sich weniger mit dem Nutzen und der Sinnhaftigkeit des Spazierengehens, Dauerlaufens oder Wallfahrens. Vielmehr ist die vorgestellte Selbsterfahrungsmethode als eine Variante der Systemischen Aufstellungsarbeit zu sehen, die Regina Hauser auf der Grundlage der amerikanischen Methode „Walking-In-Your-Shoes“ weiterentwickelt hat.
Dafür betrachtet die Autorin das Gehen als die körperorientierte Form des Coachings in Bewegung. Ähnlich dem Familienstellen kommen bei der Durchführung ihrer Geherfahrungen Stellvertreter, deren Rollen und das wissende Feld zum Einsatz – allerdings hat die Vorgehensweise der Sonderpädagogin keinen direkten Bezug zum Familiensystem. Dennoch – und gerade deswegen – können unterschiedliche Konflikte und Fragestellungen zu Krankheiten, Beziehungsproblemen oder beruflichen Entscheidungen für die Geh-Arbeit thematisiert werden.
Durch die Bewegung gelangt die gehende Person in die Rolle hinein und kann Antworten finden, Probleme und Blockaden lösen. Zur Veranschaulichung stellt Hauser gleich zu Beginn unterschiedliche Fallbeispiele vor. Neben „den Tinnitus gehen“ oder „die Drogenprobleme des Sohnes gehen“ findet die Leserschaft im Weiteren Anleitungen, wie starke Emotionalität oder der eigene Betrieb gegangen werden kann.
Das Buch richtet sich an Ratsuchende mit Klärungsbedarf für ihre eigenen Seminare sowie Ausbilderinnen, die Anregungen für ihre Praxisarbeit suchen. Wer jedoch noch keine Affinität zur Aufstellungsarbeit und wenig entsprechendes Vorwissen hat, wird sich unter Umständen mit den Inhalten und der Terminologie schwertun. Auch dürften Anhänger der naturwissenschaftlichen Lehre mit den spirituellen Aussagen und der esoterischen Grundhaltung hadern. So sind Lichtwesen, Engel und Reinkarnationspostulate eben reine Glaubenssache.
TA-Fazit: Ein Buch zu einer spirituellen Methode der Aufstellungsarbeit, die zur Problemklärung beitragen kann.
Regina Hauser: Geh dich frei, 194 Seiten, Goldegg 2020, 19,95 Euro.