Der Autor und bekannte Verleger Walter Rosenberger verarbeitete seine langjährige Erfahrung als Führungskräfteberater zu einer Promotion, die er schließlich als Buch herausgebracht hat. Was sich viel versprechend anhört, mündet (leider) in einem enttäuschenden Ergebnis - nur soviel vorweg.
Rosenberger beschreibt einen 'ganzheitlich-interaktiven' Beratungsansatz. Ganzheitlich meint, dass die Führungskräfteberatung sich nicht nur auf das Fachgebiet des jeweiligen Managers bezieht, sondern auch andere Bereiche einbindet. So integriert die Führungskräfteberatung sowohl themen-, als auch personen- und berufsbezogene Beratung. Dazu zählen fachspezifische Beratung zu Jura, Betriebswirtschaft oder Unternehmensberatung, personbezogene Beratung wie Psychologie, Seelsorge, Medizin, Pädagogik und schließlich berufsbezogene Beratung wie Supervision, Coaching, Mentoring und Training. Als interaktiv wird der Beratungsansatz bezeichnet, da Berater wie 'Ratnehmer' das Gespräch aktiv mitgestalten.
Der ganzheitlich-interaktive Führungskräfteberater ist laut Rosenberger dann von Nutzen, wenn die Problemlage der Führungskraft von keiner Einzeldisziplin allein abgedeckt wird. Sie will die 'Problemsituationen des Ratnehmers als ganzheitliche Situationen annehmen'. Diese Situationen sollen möglichst schnell treffend diagnostiziert und ganzheitlich problemklärend bzw. -lösend bearbeitet werden. Zur Vorgehensweise dienen dabei Visualisierungen wie Organigramm, berufliche Lebenslinie oder Kraftfeldanalyse.
Zur Qualifikation des Führungskräfteberaters: Im Optimalfall kann er eine kaufmännische Lehre vor einem BWL- oder Wirtschaftsingenieur-Studium vorweisen. Eine humanwissenschaftliche Zusatzausbildung ist unumgänglich. Persönlich muss der Führungskräfteberater analytisch denken können, verschwiegen sein und eine hohe Kommunikationskompetenz aufweisen.
Die 'ganzheitlich-interaktive Führungskräfteberatung' gilt als neuer, für die Praxis notwendiger Beratungsansatz. Ein Anspruch, dem das Buch in keinster Weise gerecht wird. So nimmt Rosenberger einen Großteil der Literatur zu Coaching/Supervision nicht zur Kenntnis. Die inhaltliche Auseinandersetzung ist zudem geprägt von Worthülsen, Oberflächlichkeiten und explizit falschen Zuordnungen. Beispiele zur Umsetzung der neuen Beratungsform fehlen. In wichtigen Fragen, beispielsweise die Ebenbürtigkeit von Ratgeber und Ratnehmer, äußert sich der Autor nur plakativ und zudem widersprüchlich. Die Person des Ratgebers wird nur zum Adressaten von Allgemeinplätzen, aber nicht wirklich in ihrem Einfluss auf den Beratungserfolg untersucht. Ärgerlich ist schließlich, dass das Buch als neu vom Rosenberger
Fachverlag vermarktet wird. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine Zweitauflage.
Fazit: Das Buch bleibt theoretisch wie praktisch an der Oberfläche und ist auch als Einführung nicht zu empfehlen.
Von Walter Rosenberger, 234 S., geb., Rosenberger Fachverlag, Leonberg 2002, ISBN 3-931085-35-x, 35,- Euro.