Von Walter Simon, 362 S., geb., Gabal, Offenbach 2006, ISBN 3-89749-587-2, 24,90 Euro.
Mit der Literatur zum Thema 'Führung' lassen sich Bibliotheken füllen. Wer sich die Zeit nimmt, die Werke auf der Suche nach Antworten auf konkrete Fragen aus dem Führungsalltag zu durchstöbern, wird schnell merken: Es gibt unterschiedliche Antworten für ein und dieselbe Frage. Denn je nach wissenschaftlicher Profession, Managementschule oder auch subjektiver Betrachtung gehen die Meinungen der Experten darüber, wie Ziele vereinbart, Mitarbeiter motiviert, Gruppen geleitet oder Diversity genutzt werden kann, erheblich auseinander. So wird der Rat Suchende facettenreiche Betrachtungen des Problems finden, aber eher selten eine eindeutige Antwort auf seine Frage. An diesem Punkt setzt Walter Simon mit seinem Buch 'Führung und Zusammenarbeit an', das in der Reihe 'Gabals großer Methodenkoffer' erschienen ist. Der Professor für Human Resources Management versteht sein Buch als 'Erste-Hilfe-Kästchen für verschiedene Wehwehchen des Führungsalltags' - das jenseits bestimmter Richtungen oder Managementschulen funktioniert.
Entsprechend kurz hält sich Simon mit den theoretischen Grundlagen auf, mit denen er die Kapitel jeweils einläutet. Die Vorstellung der theoretischen Grundmodelle der Mitarbeitermotivation wie Abraham Maslows Bedürfnispyramide, Frederick Irving Herzbergs Zwei-Faktoren-Theorie und Viktor H. Vrooms Prozesstheorie gelingt Simon z.B. auf gerade einmal zehn Seiten. In diese packt er zudem Kritik an den Theorien und Bewertung zu deren Relevanz für die Praxis.
Viel Platz räumt der HR-Experte hingegen den praktischen Hinweisen in den von ihm behandelten Feldern der Führungslehre ein, die da u.a. wären: Mitarbeiter entwickeln, Mitarbeiter gerecht beurteilen, Konflikte erkennen und lösen, neue Mitarbeiter einführen, Leitbilder formulieren oder Teamwork praktizieren. Der Leser erfährt so z.B. im Kapitel zum Teamwork, dass eine Gruppengröße von fünf bis zehn Mitgliedern optimal ist, dass Ziele der Teamarbeit schriftlich festgehalten werden sollten und dass je nach Entwicklungsphase, in der sich eine Arbeitsgruppe befindet, unterschiedliche Führungsstile am ehesten zum Erfolg führen.
Auch bei der abschließenden Betrachtung von Führungsmodellen und -konzepten legt Simon den Fokus auf die Praxis. So beschreibt der Professor etwa, wie Unternehmen gemäß der Strategie des 'Empowerments' brachliegende Potenziale ihrer Mitarbeiter nutzen und wie unnötige Vorschriften identifiziert und eliminiert werden können. Veranschaulicht wird dies zudem anhand eines Beispiels aus der Praxis: nämlich dem Umstrukturierungsprozess des dänischen Unternehmens Oticon, einem weltweit führenden Hersteller von Hörhilfen. Dass der Oticon-Fall das einzige Praxisbeispiel im Buch ist, ist zwar schade, mindert die Qualität des Buches im Gesamten aber nicht.
Fazit: Ein hilfreiches Handbuch für den Führungsalltag.