'Eine Geschichte (ist) der beste Weg, ... (um) ein abstraktes Konzept wirklich zu begreifen', meint Doug Stevenson. Mit dieser Überzeugung liegt der US-Autor im Trend. Denn seit einigen Jahren wird auch hierzulande dem narrativem Denken als ein Weg, um Fakten mit Leben zu füllen, wieder ein größerer Stellenwert eingeräumt. Geschichten erzählen hat als rhetorische Kunstform eine uralte Tradition. Geschichten sind seit jeher 'Brücken, die Redner und Zuhörer verbinden', so Stevenson. Für den Brückenbau bietet er mit seiner 'Storytheater-Methode' einen Ansatz, der folgende Kernfragen beantwortet: Wie findet man die passende Geschichte? Wie baut man eine Geschichte auf? Wie haucht man ihr Leben ein? Und wie trägt man sie vor?
An den Antworten merkt man: Stevenson ist ein Mann der Praxis, der die inhaltlichen wie (körper)sprachlichen Voraussetzungen für eine wirkungsvolle Rede vielfach erprobt hat. Seine Rezepte sind strukturiert dargestellt und daher gut umzusetzen, seine Tipps eingängig. So rät der Amerikaner etwa dazu, zu Beginn eines narrativen Vortrags rhetorische Fragen zu stellen, also Fragen, über deren Antwort Konsens besteht. Weitere Ratschläge: Wenn du redest, nutze die Sprache des Wortes, des Klangs, des Körpers, des Gefühls! Male mit Worten Bilder! Mach‘ deinen Stoff lebendig, indem du dich bewegst! Und sei spontan! Aber: Spontaneität will gut vorbereitet sein. Sprich deine Geschichten vorab aufs Papier, was heißt: Schreibe, wie du sprichst!
Als ehemaliger Schauspieler setzt Doug Stevenson auf expressive Dramatik und Emotion. Das ist eine Stärke, aber zugleich auch eine Schwäche seiner Methode, die sich häufig auf einem schmalen Grat zwischen lebendiger Kommunikation und bühnenreifer Selbstdarstellung bewegt. Das Buch ergänzt die vorhandene Literatur zwar nicht um bahnbrechend neue Gedanken, ist aber ein nützlicher Methodenkoffer. Die Vielzahl der lebendigen Geschichten macht es zusätzlich noch zu einer unterhaltsamen Lektüre.
TA-Fazit: Eine Fundgrube für Redner und Rhetoriktrainer.
Helmut FischerDoug Stevenson: Die Storytheater-Methode, 355 S., geb., Gabal, Offenbach 2008, 29,90 Euro