20 Autoren wenden sich in diesem Sammelband an Personalverantwortliche mittlerer und großer Unternehmen. Sie untersuchen die Fragen, wie sich die Erwerbsbevölkerung verändert, welche Auswirkungen dies auf Unternehmen hat und welche Maßnahmen vor diesem Hintergrund für Personalentwicklung sinnvoll sind.
Belegschaften werden älter und junge Erwerbstätige zur Mangelware, das ist bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, dass der sich abzeichnende Bedarf an Arbeitskräften allein durch die über 55-Jährigen gedeckt werden kann, wie die Autoren in einem statistisch ausgerichtetem Beitrag vorrechnen. In den nächsten 50 Jahren muss sich dazu aber der Anteil dieser Gruppe an der arbeitenden Bevölkerung von heute fünf Millionen auf elf Millionen mehr als verdoppeln. Um das zu erreichen, bedarf es laut Aussagen der Autoren eines erheblichen Umdenkens in Gesellschaft und Unternehmen.
Zum Beispiel gilt es, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass ältere Arbeitnehmer weniger belastbar und leistungsfähig sind. Zwar nehmen Reaktionsgeschwindigkeit und Risikobereitschaft generell mit dem Alter ab, andere Faktoren wie Kreativität sind dagegen relativ altersunabhängig, meinen die Autoren. Sie betonen: Das Erfahrungswissen nimmt im Alter sogar zu.
Um das Wissen der Älteren zu nutzen, müssen für diese nach Ansicht der Verfasser spezifische Arbeitszeitmodelle eingeführt werden. Diskutiert werden zum Beispiel Arbeitszeitkorridore, das Modell der Arbeitszeitautonomie, Vertrauensarbeitszeit und Lebensarbeitszeitkonten.
Ein anderer Ansatz, das Wissenspotenzial der Älteren zu nutzen, so zeigen die Autoren, ist die so genannte vollständige Delegation. Dabei entwickelt die ältere Führungskraft nur noch Konzepte; Umsetzung und Bericht - auch über mehrere Hierarchiebenen - übernimmt der Mitarbeiter. Wie das genau funktionieren kann, wird anhand eines Praxisbeispiels geschildert.
Weitere Praxisbeispiele der Deutschen Bank, von SAP, einer medizinischen Hochschule, der Audi AG, eines mittelständischen Industriebetriebes und eines Möbelhauses zeigen, wie Unternehmen die spezifischen Stärken ihrer 'alten Garde' gezielt einsetzen können. Als besonders fruchtbar erwies es sicht etwa, Ältere bei der Konzeption und Umsetzung von Marketingmaßnahmen für die wachsende Zielgruppe der älteren Kunden einzusetzen.
Interessant ist auch der Blick nach Asien, konkret nach Japan, China und Indien. In Japan etwa, das Deutschland in puncto Alterung der Bevölkerung zehn Jahre voraus ist, hat sich ein Wachstumsmarkt von Produkten für Ältere entwickelt.
Fazit: Eine sehr interessante und anregende Auseinandersetzung mit einem wichtigen Thema.
Hubert R. KuhnMelanie Holz und Patrick Da-Cruz (Hrsg.): Demografischer Wandel in
Unternehmen, 275 S., geb., Gabler, Wiesbaden 2007, 44,90 Euro