Das Ende des Jugendwahns in deutschen Unternehmen ist ausgemacht. Denn bereits in zehn Jahren werden aufgrund des demographischen Wandels die über 40-Jährigen die Mehrheit in den Firmen stellen. Berufsanfänger werden gleichwohl immer noch nachrücken, so dass Generationenvielfalt in den Unternehmen die Regel sein wird. Und darauf gilt es sich einzustellen: Wie Jung und Alt adäquat gefördert werden können, damit sie zusammen einen effizienten Generationenmix bilden, ist daher sicher ein brandaktuelles Thema.
Mit seinem Buch 'Das Multigenerationen-Unternehmen - So fördern und fordern Sie die Mitarbeiter jeden Alters' liegt der ehemalige Kommunikations- und Informationsmanager Friedhelm Schwarz also voll im Trend. Doch leider hält das Buch nicht, was Titel und Untertitel versprechen.
Zum Einstieg gibt es erst einmal viel Statistik: Ein Bündel an Fakten und Prognosen zur demographischen Entwicklung wird präsentiert. Der Leser läuft hier leicht Gefahr, den Überblick zu verlieren - und auch die Lust am Weiterlesen. Auch im folgenden Abriss über das per se sicher spannende Thema der Entwicklung des Mythos jugendlicher Leistungsfähigkeit kommt Schwarz recht trocken daher.
Danach geht es allgemein um Qualitäten von Führungskräften, Probleme des Topmanagements, die Vor- und Nachteile freier Mitarbeiter oder verschiedene Führungsstile. Es fällt schwer, das Multigenerationenunternehmen in den Ausführungen zu entdecken. Allein Sätze wie 'Ältere Menschen sind nicht nur leistungsfähig und Träger von Wissen ... sie verkörpern auch spezielle Werte eines Unternehmens...' erinnern an das angekündigte Thema der Lektüre, liefern allerdings kaum neue Erkenntnisse.
Der zweite Teil des Buches widmet sich unter dem Titel 'Kulturelle Erfahrungen prägen das Denken und Handeln der Generationen' einem umfangreichen Geschichtsrückblick. Schwarz schildert hier seiner Meinung nach einschneidende historische Ereignisse, die das Denken der Generationen mitgeformt haben. Er beginnt mit Heinrich Lübke, der 1960 bereits ein Jahr Bundespräsident war, hangelt sich durch die Jahre mit Aussagen wie 'Das Jahr 1971 ist verhältnismäßig ereignisarm' bis hin zum Jahr 2000, in der es zur so genannten Parteispendenaffäre der CDU kam.
Die Ausführungen über die prägende Wirkung der beschriebenen 'Meilensteine' relativiert der Autor anschließend allerdings wieder. Er schreibt, dass das Denken und Handeln eines Menschen nicht nur durch die Zeit, in der er aufgewachsen ist, beeinflusst wird, sondern auch durch sein Talent, die Ausbildung und die Persönlichkeit. Das ist freilich keine bahnbrechende Erkenntnis.
Erst im abschließenden Kapitel liefert der Autor konkrete Vorschläge zur Entwicklung älterer Arbeitnehmer und zur Implementierung eines Gesundheitsmanagements, das den Bedürfnissen der Altvorderen gerecht wird. Dem folgen einige Beispiele aus Unternehmen, die ältere Mitarbeiter erfolgreich eingebunden haben. Dieses Kapitel hat zwölf Seiten.
Fazit: Das Buch hält nicht, was der Titel verspricht.
Von Friedhelm Schwarz, 210 S., geb., Redline Wirtschaft, Frankfurt 2005, ISBN 3-636-01174-X, 24,90 Euro.