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Rezension: Consulting - Problemlösung als Geschäftsmodell

Guter Rat ist bekanntlich teuer. Und weil das so ist, boomt das Geschäft mit der Beratung. Doch reagiert die Consultingbranche wirklich auf Kundenbedürfnisse, oder schafft sie sich ihren Markt selbst? Erstaunlich immerhin, dass auch die Berater zurzeit unter der flauen Konjunktur leiden. Dabei müssten schlechte Zeiten doch gute Zeiten für Berater sein...
Ein Buch, das Konzepte, Strategien und Arbeitsweise der Branche kritisch unter die Lupe nimmt, wie das Werk 'Consulting - Problemlösung als Geschäftsmodell' von Michael Mohe, Hans Jürgen Heinecke und Reinhard Pfriem, kommt also gerade zur rechten Zeit. Zwar dürfte der Leser zunächst skeptisch sein, da Autoren und Herausgeber beinahe durchweg selbst im Beratungsgeschäft tätig sind. Doch erfreut darf er zur Kenntnis nehmen, dass die Autoren zwar intensive Nabelschau betreiben, diese aber sehr unprätentiös ausfällt. Die eigene Unentbehrlichkeit betonende Formulierungen wie 'Unternehmen werden in Zukunft nur bestehen, wenn sie...' bleiben dem Leser erspart.
Stattdessen wird u.a. an den profes-sionellen Einsatz des gesunden Menschenverstandes auf Seiten der Auftraggeber appelliert: Wer die Mechanismen, Motive und Wirkungsweisen des Geschäfts mit der Beratung besser versteht, kann auch den eigenen Beratungsbedarf exakter artikulieren und weiß, was im Verlaufe des Beratungsprozesses auf ein Unternehmen zukommt.
Die einzelnen Kapitel widmen sich den Beratungskonzepten und deren theoretischen Grundlagen, den unterschiedlichen Vorgehensweisen im Verlauf des Problemlösungsprozesses sowie der Vermarktung und Positionierung von Beratungsleistungen. Zudem wird dem Thema Inhouse-Consulting ein eigenes Kapitel eingeräumt und es wird der obligatorische Blick in die Zukunft gewagt. Konsequent durchgehalten wird diese Gliederung von den Autoren nicht - aber gerade das macht die Lektüre der einzelnen Beiträge spannend. Denn an den Schnittstellen offenbart sich die Crux der Beratung: Ein wissenschaftlich fundiertes Beratungskonzept ist kein Garant für eine erfolgreiche Realisierung beim Kunden. Und ob es sich vermarkten lässt, steht wiederum auf einem anderen Blatt.
Dass Berater auch eingekauft werden, um als Sündenbock für unliebsame Entscheidungen des Managements herzuhalten, dass unter zugkräftigen Schlagworten bisweilen eine recht konventionelle Beratungsleistung vermarktet wird, dass standardisierte Beratungstools dem Anspruch individueller Problemlösung zuwiderlaufen - das alles ahnte man schon. Es aber aus der Feder eines Beraters zu lesen, ist dann doch etwas anderes. Gesunder Pragmatismus steht der Branche aber gut zu Gesicht und macht sie wesentlich glaubwürdiger.

Fazit: Eine erfreulich selbstkritische und undogmatische Bestandsaufnahme der Consulting-Branche und der Tücken des Beratungsgeschäfts.

Von Michael Mohe, Hans Jürgen Heinecke, Reinhard Pfriem (Hrsg.), 422 S., geb., Klett-Cotta, Stuttgart 2002, ISBN
3-608-94358-7, 35,- Euro.
Autor(en): (jgr)
Quelle: Training aktuell 07/02, Juli 2002
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