Das Praxishandbuch ist zwar für Lehrer und Trainer gedacht, jedoch grundsätzlich für alle interessant, die viel reden müssen. Es soll der Prävention eines der schlimmsten Ereignisse für Sprechberufe dienen: dem Komplettausfall der Stimme. Offeriert werden Tipps zum Durchhalten im Alltag, kurze Übungen zur Integration und Rezepte zur Herstellung von Hustensaft und Halswickeln. Dabei versprechen die beiden Autorinnen kurze, prägnante und unterhaltsame Texte.
Insgesamt hat das Buch Licht und Schatten. Zunächst zum Licht: Die Autorinnen gehen ausführlich auf die Gründe für Stimmausfälle ein. Erklärt werden beispielsweise die Unterschiede zwischen Räuspern und Husten und warum es wichtig ist, viel (stilles) Wasser zu trinken. Erläutert werden auch die Folgen der Mund- statt Nasenatmung.
Als Erklärungsmodell hat sich Gutzeit das Stimm-Mobil ausgedacht. Mit diesem vergleicht sie die Funktionen eines Autos mit denen der Stimme. Das Getriebe repräsentiert den Kehlkopf, der Fahrer ist das Gehirn und der Mechaniker oder TÜV stehen für das Gehör. Damit kleine Reparaturen und ein wenig Tuning auch in der eigenen Garage funktionieren, werden Entspannungs-, Atem- und Artikulationstechniken vorgestellt. Durch das Buch geistern zwei fiktive Charaktere – ein Trainer und eine Lehrerin – die abwechselnd ihre Gedanken und Erfahrungen beitragen. Und damit zum Schatten: Was eigentlich zum Schmunzeln und Entdecken gedacht ist, wirkt eher peinlich und deplatziert. Eine kleine Kostprobe von Herrn Trainer: 'Sapralott, da verwendet man die Stimme sein Leben lang und hat doch keine Ahnung! Da wären einige Fragen für Günther Jauchs 'Wer wird Millionär?' drin. Ich sollte ihm mal mailen.'
Was den Umgang mit der eigenen Stimme betrifft, kristallisierten sich laut Gutzeit und Neubauer in der Literatur drei Schritte heraus. Erstens: Wissen erwerben. Zweitens: eigene Stimme beobachten. Drittens: Verhalten ändern. Zum Abschluss empfehlen die Autorinnen Altbewährtes aus der Hausapotheke. Dabei handelt es sich um Rezepte zur Herstellung von Salbeilikör, Hustensaft sowie warme Halswickel mit Zitrone. Denn eines sei klar: Je eher man auf erste Anzeichen reagierte, umso größer die Chance, eine Erkältung abzuwehren.
TA-Fazit: Etwas langatmige Stimmfibel mit kleinen Misstönen.
Dagmar StaabSabine F. Gutzeit und Anna Neubauer: Auf Ihre Stimme kommt es an! 119 S., brosch., Beltz, Weinheim 2010, 19,90 Euro