Berater, Trainerinnen und Coachs, die ihr Verständnis von Konflikten vertiefen wollen, sind die Zielgruppe dieses Buchs. Die Autorin, promovierte Dozentin an einer Hochschule für Philosophie, hat sich dafür intensiv mit einem philosophischen Zugang zu Konfliktcoaching befasst. Erfreulicherweise lässt sie den Leser in gut verständlicher Form an diesem umfangreichen Wissen teilhaben.
Im Mittelpunkt des Buchs steht die ehrliche und gründliche Selbstreflexion des Coachs. Schellhammer macht klar, dass in einem Konflikt nur helfen kann, wer sich seiner eigenen Vorlieben, Abneigungen, Denk- und Handlungsmuster bewusst ist. Viele der Reflexionshilfen werden als kleine Übungen konkret beschrieben und lassen sich auch gemeinsam mit einem Coachee durchführen. Interessant ist hier, dass die Autorin Philosophie nicht nur als kognitiv-rationalen Prozess, sondern ganzheitlich versteht und damit Emotionen und Erfahrungen mit einschließt.
Wie dies direkt im Coaching anzuwenden ist, erläutert die Autorin anhand des PACE-Modells, das die vier Phasen Planung, Ansatz, Kompetenz und Erfahrung aufgreift. Diese werden in der ersten Buchhälfte konkret untersucht und näher erklärt. Diese Erkenntnisse und die damit einhergehenden Fragen können zum Beispiel für die Zielklärung im Coaching praxisrelevant sein, sofern man sich, wie die Autorin empfiehlt, auf die Kernthemen Identität, Emotionen und Macht konzentriert.
Einzelne Methoden wie die 'Leiter der Schlussfolgerung' nach Peter Senge, das Innere Team oder die Gewaltfreie Kommunikation werden kurz und anschaulich vorgestellt und können in der Coachingpraxis hilfreich sein. Abschließend untermauern auch die Erkenntnisse der Hirnforschung die vorherigen philosophisch-psychologischen Ausführungen und zeigen, wie bedeutend Emotionen für Bereiche wie Wahrnehmung und Selbststeuerung sind.
TA-Fazit: Liefert einen fundierten philosophischen Hintergrund zu Konfliktcoaching und kann auch erfahrenen Coachs noch interessante Anstöße geben.
Barbara Schellhammer: An Konflikten wachsen, 176 Seiten, Beltz 2019, 34,95 Euro.